5 Fragen an Tanja Dückers "Ich freue mich auf die Jahrzehnte zwischen 50 und 70"

Fünf Fragen, fünf Antworten: Im Interview spricht die Autorin Tanja Dückers über ihren Altersbegriff, ihre besondere Leidenschaft für Schokolade und ihren Traum für das Alter.

1. Wir alle beschäftigen uns mit dem Älterwerden. Ab wann beginnt für Sie das Alter?
Mit der Geburt eines Menschen. Wobei ich den Begriff "Alter" insgesamt nicht negativ empfinde. Vielleicht weil ich noch nicht alt genug dafür bin.

2. Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wie alt wären Sie dann gerne? Mit anderen Worten: Was ist Ihr persönliches Lieblingsalter? Warum?
52. Ich glaube, das ist ein perfektes Alter. Knapp über dem halben Jahrhundert. Ein bisschen reifer und welterfahrener als ich es jetzt bin - körperlich ist man meist noch fit und belastbar. Man sieht im Allgemeinen noch gut aus, muss sich aber nicht mehr als Mann oder Frau hinsichtlich Potenz- oder Attraktivitätsfragen "unter Beweis" stellen. Ich freue mich sehr auf die Jahrzehnte zwischen 50 und 70.

Welcher ältere Mensch begeistert Sie? Und ist sogar vielleicht Ihr Vorbild? Warum?
Die deutschsprachige Prager Schriftstellerin Lenka Reinerova. Die Malerin Louise Bourgeois. Erstere bewundere ich dafür, wie wenig Hass sie auf die Welt, insbesondere auf die Deutschen, verspürte, obwohl ihre gesamte Familie von den Nazis ermordet wurde. Louise Bourgeois bewundere ich dafür, nie aufgegeben zu haben, obwohl sie erst mit über 70 eine anerkannte Künstlerin wurde. Mit 98 Jahren hat sie noch Werke von Weltrang geschaffen.

Was ist Ihr Traum fürs Alter? Und was Ihr Alptraum?
Privat: Mein Traum vom Alter ist, dass ich so ähnlich lebe wie jetzt, nur mit einem schmucken grauen Dutt. Mein Alptraum wäre es, Diabetes zu bekommen, denn ich bin ein bekennender Schokoholic. Soziopolitisch: Mein Traum vom Alter ist, dass die Gesellschaft sich nicht weiter radikalisiert, dass Rechtsextreme nicht immer weiter in der Mitte der Gesellschaft ankommen oder aber eine neoliberale Sachzwangpolitik jegliche Sozial- und Kulturpolitik zu verdrängen droht. Mein Alptraum wäre es, zu erleben, wie mein Heimatland sich entdemokratisiert.

Bereiten Sie sich auf Ihr Alter vor?
Ich habe tatsächlich angefangen, in Maßen Sport zu treiben und über meinen Schokoladenkonsum, sagen wir, nachzudenken. Und ich verschiebe Dinge nicht mehr so lange wie früher. Lenka Reinerova zum Beispiel starb, kurz nachdem ich eine Pragreise verschieben musste - ich dachte, ich hätte noch Zeit, sie ein anderes Mal besuchen zu können. Die Zeit blieb leider nicht mehr.

Zur Person

Körber-Stiftung/Steffen Giersch Tanja Dückers engagiert sich leidenschaftlich für generationsübergreifende Themen aus Politik und Gesellschaft, zum Beispiel im "sogenannten Generationskonflikt der Frauenrechtlerinnen zwischen Alt-Achtundsechzigern und jungen Spaßgesellschaftsanhänger". 2006 wurde sie zu den 100 kreativsten Köpfen Deutschlands gewählt. Sie publiziert regelmäßig auf ZEIT online sowie in zahlreichen Zeitungen und Magazinen wie dem Spiegel, der Welt, der SZ, dem Tagesspiegel.

Ihr neuestes Werk, der Gedichtband "Fundbüros und Verstecke", erschien im Februar 2012 im Schöffling Verlag. Tanja Dückers lebt mit ihrer Familie in Berlin.

www.tanjadueckers.de

kst

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