Abhöraffäre bei "News of the World" Murdoch stellt Skandalblatt ein

Diesmal sind sie etwas zu weit gegangen, die Macher des britischen Krawallblattes "News of the World". Eigentümer Rupert Murdoch stellt die Zeitung ein - Konsequenz des jüngsten Abhörskandals.

Die britische Boulevardzeitung "News of the World" wird angesichts der jüngsten Abhörskandale eingestellt. Das Blatt werde am Sonntag zum letzten Mal erscheinen, erklärte der Sohn von Medienunternehmer Rupert Murdoch, James Murdoch, am Donnerstag. Sollten die derzeitigen Vorwürfe wahr sein, handele es sich um ein unmenschliches Verhalten der Journalisten, für die es keinen Platz mehr im Unternehmen gebe. Der zuständige Verlag News International erklärte, die Einnahmen aus der am Sonntag verkauften Ausgabe würden einem wohltätigen Zweck gespendet. Zudem würden keine Anzeigen geschaltet.

Die Zeitung unterhielt offenbar eine ganze Abhörmaschinerie: "News of the World" soll unter anderem Angehörige getöteter britischer Soldaten abgehört haben wie auch Verwandte der Terroranschläge in Londons U-Bahn 2005. Auch wurde die Schauspielerin Sienna Miller bespitzelt. Zudem griffen die Reporter des Blattes 2002 in die Ermittlungen um das Veschwinden eines Mädchens ein. Sie zapften ihr Handy an und löschten sogar Nachrichten, um Platz auf der Mailbox zu schaffen. Ermittler und Eltern glaubten daher, das Mädchen lebe noch - ein Trugschluss.

Nicht nur ein Imageproblem

Auf der Internetseite der Zeitung erklärten sich Chefredaktion und Verleger zu den Skandalen und den Vorwürfen. "Verständlicherweise gibt es eine Menge Wut über die Zeitung - als Resultat von Dingen, die neun Jahre zurückliegen", schrieb beispielsweise Chefredakteur Colin Myler öffentlich an seine Mitarbeiter. Man habe dies zu akzeptieren, auch wenn es den jetzigen Mitarbeitern unfair anmute.

Die Skandale sind nicht nur ein Imageproblem für Murdoch. Laut "Financial Times" droht auch finanzieller Schaden. Die Zeitung meldete am Donnerstag, Kulturminister Jeremy Hunt wolle die politische Entscheidung über die Komplettübernahme der Senderkette BSkyB auf September vertagen. Mit der Einstellung des Blattes will der Medienunternehmer an dieser Front offenbar gut Wetter machen.

Reuters
ben/AFP/Reuters