Gewerkschaft Weselskys letzter Kampf

Der Gewerkschaftschef Claus Weselsky geht am 4. September offiziell in Rente. Nun muss er lernen, was er den Menschen oft zumutete: Stillstand. Der stern hat ihn dabei begleitet. 
Claus Weselsky
Der Boss: 16 Jahre war Weselsky Anführer der kleinen, aber mächtigen Lokführer-Gewerkschaft GDL
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Dieser Text erschien zuerst im August 2024. Wir veröffentlichen ihn an dieser Stelle erneut

Als das Land auf sein Geheiß stillsteht, donnert Claus Weselsky über die linke Spur der A 72. Unter großzügigem Einsatz der Lichthupe rast er durch die Nacht, quer durch das Land und mit Karacho auf das Ende seiner Karriere zu. Weselsky, der letzte laute Arbeiterführer, seit 2008 Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, der GDL. Er verantwortete 234 Streiks, an umgerechnet 500 Tagen standen seinetwegen Züge im Land still, er verhandelte mehr als 6000 Tarifverträge. Sein wohl größter Coup gelang ihm am Ende seiner Karriere in diesem Frühjahr: Lokführer müssen künftig nur noch 35 Stunden statt 38 arbeiten, bei vollem Lohnausgleich. Nun aber muss Weselsky bremsen, denn der 65-Jährige geht in Rente. Der stern hat ihn bei dem Versuch der Entschleunigung begleitet, über einen Zeitraum von acht Monaten.

Erschienen in stern 35/2024