Dieser Artikel stammt aus unserem Archiv und wurde erstmals im Dezember 2024 veröffentlicht. Wir publizieren ihn wegen des großen Interesses an dieser Stelle erneut.
Der Elbschlosskeller gilt als die härteste Kneipe Hamburgs. Die sozialste, wenn es nach ihrem Inhaber Daniel Schmidt geht. An seinem Tresen finden Einsame und Gestrauchelte einen Platz. Schmidt ist längst nicht mehr nur Betreiber des Elbschlosskellers. Er hat einen Verein gegründet, der Lebensmittel an hilfsbedürftige Menschen verteilt und zwei Bücher veröffentlicht, zuletzt "Kiez. Kein Roman". Wir treffen ihn in einem vietnamesischen Restaurant gegenüber der Davidwache. Er bestellt eine Rindersuppe.
Ich hatte nicht erwartet, mit dem Chef des Elbschlosskellers eine Suppe zu essen.
In den letzten viereinhalb Jahren habe ich 71 Todesfälle in meinem Umfeld erlebt. Darauf habe ich die längste Abstinenzphase meines Lebens eingeläutet: 220 Tage ohne Alkohol und Zigaretten. Weil ich gemerkt habe, dass ich in alte Muster verfalle und nicht aus Spaß und Geselligkeit konsumiere.