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Am Sonntagmorgen flutet die Sonne die engen Gassen der Freiburger Altstadt. In der Kirche Sankt Ursula dampft das Taufbecken. Um die 40 Menschen sitzen schon in den Bänken. Zwei flüstern sich noch schnell etwas zu, eine Holzbank knarzt, dann quietscht eine Tür. Eine Frau huscht herein und setzt sich in die hinterste Bank. Da erklingt die Orgel. Die Holztür öffnet sich erneut. Pfarrer Markus Laibach zieht ein, hinter ihm drei Ministranten. Langsam schreiten sie zum Altar.
Laibach, dessen Haare an den Seiten grau und oben dunkel sind, nickt einzelnen Menschen zu, lächelt. Er hat sich auf den heutigen Gottesdienst besonders gut vorbereitet, das macht er immer bei Taufen. Seit etwa sechs Jahren gehen sie ihm besonders nahe. Denn vor sechs Jahren geschah etwas, das für einen katholischen Pfarrer ziemlich ungewöhnlich ist: Sein Sohn wurde geboren, Manuel.
Er ist heute auch da. Manuel rutscht auf der hintersten Bank hin und her, neben ihm sitzt seine Mutter. Alle in der Gemeinde Sankt Ursula wissen von ihnen. Diese Gemeinde ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich.