Patricia Krombach setzte sich auf ihr Rad, als alle drinblieben. Und fuhr weiter zu denen, die nicht rein konnten. Krombach wusste, dass man auf sie wartete. Auf der Straße zählen Routinen. Gewissheiten sind da besonders wichtig, wo man sich auf wenig verlassen kann. Und dass Krombach kommen würde, war zu Beginn der Pandemie, als die meisten Anlaufstellen dichtmachten, für viele Obdachlose in Krefeld die letzte Gewissheit.

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"Wenn wir das nicht gemacht hätten, dann hätte es wahrscheinlich keiner gemacht"
Seit mehr als 20 Jahren kurvt Patricia Krombach auf ihrem Rad durch Krefeld und bringt Menschen Wertschätzung entgegen, die vergessen haben, wie sich das anfühlt. Wenn jemand reden will, hört sie zu. Wenn jemand friert, besorgt sie Winterkleidung. Und wenn jemand Hunger hat, kramt sie Brötchen und Obst aus ihrem Fahrradhänger. Fast täglich steuert Krombach zwei Bäckereien an und manchmal einen Supermarkt. Was dort übrig ist, verteilt sie nachmittags in der Stadt. Viermal pro Woche reihten sich zuletzt auch abends Hunderte am Bahnhof auf, wenn Krombach mit Helfern warme Mahlzeiten austeilte. "Wenn wir das nicht gemacht hätten", sagt sie, "dann hätte es wahrscheinlich keiner gemacht."
Früher trug Patricia Krombach nachts Zeitungen aus. Dann wurde sie krank und verlor die Stelle. Krombach ist nun arbeitslos und doch arbeitet sie ständig. „Von denen, um die ich mich kümmere, unterscheidet mich nur, dass ich eine Wohnung habe“, sagt sie. Als erst die Gesundheit weg war und dann der Job, habe es ihr geholfen, dass da draußen Menschen auf sie warteten. „Ich hatte einen Grund, um weiterzumachen.“ In der Pandemie war sie so viel unterwegs, dass sie sich nun eine Pause verschrieben hat. Krombach fährt nur noch an sechs statt sieben Tagen in der Woche durch Krefeld. Der Sonntag gehört ihr. So viel freie Zeit, sagt sie, sei sie gar nicht gewohnt.