Europaweite GfK-Studie Deutsche machen sich am meisten Sorgen

Es gibt viele europäische Länder, in denen die Menschen mehr Grund zur Sorge hätten. Doch einer Studie zufolge ist kein Volk so von Ängsten geplagt wie die Deutschen. Die größte Sorge ist dabei seit 20 Jahren immer die gleiche.

Die Deutschen machen sich so viele Sorgen wie seit Langem nicht und mehr als die Einwohner anderer europäischer Staaten. Das besagt eine Umfrage unter 13.200 Verbrauchern in mehreren Ländern, deren Ergebnisse die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Montag präsentierte. "Auffällig ist dieses Jahr, dass die Zahl der Sorgen, die genannt werden, praktisch explodiert", sagte GfK-Geschäftsführer Raimund Wildner.

An erster Stelle steht laut GfK die Angst vor dem Jobverlust: Zwei Drittel der Deutschen sind demnach besorgt über den Arbeitsmarkt, neun Prozent mehr als im Vorjahr. "Die größte Sorge der Deutschen ist und bleibt die Arbeitslosigkeit", sagte Wildner. "Das war die letzten 20 Jahre so."

Damit sind die Deutschen Spitzenreiter in Europa. Im europäischen Durchschnitt hatten nur 43 Prozent die Sorge, den Job zu verlieren. Dabei sind zumindest in Deutschland die Sorgen weitgehend unbegründet: Trotz des Rekordeinbruchs der Wirtschaftsleistung von fünf Prozent 2009 stieg die Arbeitslosigkeit auch dank des Einsatzes der Kurzarbeit kaum. Zuletzt wurden sogar wieder neue Jobs geschaffen.

Angst vor Konjunkturflaute und steigenden Preisen

An zweiter Stelle steht der Umfrage zufolge die wirtschaftliche Entwicklung: Mehr als ein Viertel der Deutschen sei besorgt, dass die Konjunktur an Schwung verliere, hieß es. Die Aussichten für das laufende Jahr sind jedoch vergleichsweise günstig: Experten rechnen mit einem Wachstum von ungefähr zwei Prozent, manche Volkswirte sind sogar noch optimistischer.

Zunehmend rückt auch die Inflation wieder in das Bewusstsein der Deutschen: Fast ein Viertel habe Angst vor steigenden Preisen, teilte die GfK mit. Vor allem im Osten der Bundesrepublik fürchteten sich die Verbraucher vor einer Inflation. Zuletzt hat die Teuerung zwar wieder angezogen, der Preisanstieg ist jedoch immer noch vergleichsweise niedrig und weit von der Marke von knapp zwei Prozent entfernt, bei der die Europäische Zentralbank Preisstabilität gewährleistet sieht.

Auch beim Gesundheitssystem sehen die Bundesbürger Handlungsbedarf: "Mit 21 Prozent zeigten sich seit 1990 noch nie so viele Deutsche beunruhigt über die Versorgung im Krankheitsfall", berichteten die Experten. Im Vorjahr seien es nur halb so viele gewesen. Derzeit streitet die schwarz-gelbe Koalition über die Einführung einer Kopfpauschale. Unbenommen davon sind zahlreiche Versicherte von höheren Kosten betroffen, wenn die Krankenkassen aus Geldnot Zusatzbeiträge von bis zu 37,50 Euro erheben.

DPA · Reuters
Reuters/DPA