1450 Euro sind wohl für jeden 16-Jährigen viel Geld. Erst Recht für einen jungen Mann, der aus seinem Heimatland fliehen musste und kaum noch etwas besitzt. Dennoch hat Bashir Salloum einen Geldbeutel mit dem riesigen Betrag nicht einfach behalten, sondern als ehrlicher Finder gleich zum nächsten Polizeirevier gebracht.
"Ich war mit meinen Freunden mit dem Fahrrad unterwegs. Da habe ich den Geldbeutel am Straßenrand gefunden", sagt Salloum dem stern. "Ich war überrascht, dass er voll mit Geld war. Meine erste Reaktion war: Ich muss so schnell wie möglich den Geldbeutel bei der Polizei abgeben." So konnte die Eigentümerin ihr verlorenes Geld wiederbekommen. Die Frau ist so dankbar, dass sie Salloum persönlich treffen möchte: "Ich habe erfahren, dass sie mich in den nächsten Tagen besuchen will. Und ich bin gespannt und neugierig, wie sie sich gefühlt hat, als sie ihr Geld von der Polizei zurückbekommen hat."
"Ich habe mit nichts davon gerechnet"
Seit drei Monaten ist Bashir Salloum in Deutschland und schon ist er ein Star. Magazine, Zeitungen, Radiosender - alle wollen nun ein Interview mit ihm. "Die ganze Sache kommt für mich sehr überraschend und ich habe mit nichts davon gerechnet. Manchmal freue ich mich sehr darüber und manchmal wünsche ich, ich hätte den Geldbeutel ganz anonym abgegeben", sagt Salloum. Doch die Polizei hatte wie bei größeren Funden üblich auch die Personalien des Jungen aufgenommen.
Abdelhakim Lebdiri ist der Vorsitzende des deutsch-arabischen Informationszentrums in Germersheim und steht in engem Kontakt mit den Flüchtlingen der Stadt. Sein Verein ist für viele die erste Anlaufstelle. In den vergangenen Tagen fungierte der Deutsch als Fremdsprache-Lehrer zusätzlich ehrenamtlich als Salloums "Manager": macht Interviewtermine mit der Presse und übersetzt Salloums Antworten. "Ich habe von seiner Tat kurz vor dem gemeinsamen Fastenbrechen erfahren", sagt Lebdiri. "Am Abend beim Essen habe ich dann allen davon erzählt und sein Verhalten gewürdigt. Sogar der Bürgermeister war mit dabei und hat ihm gedankt."
Salloum lebt mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in einer Unterkunft in Germersheim. Inzwischen darf der 16-Jährige dort sogar zur Schule gehen und besucht eine Realschule. Auch seine Eltern sind stolz auf ihn. "Meine Eltern waren sehr glücklich über mein Benehmen und haben mir versichert, dass wegen meines Verhaltens schöne Ereignisse auf mich zukommen werden." Es wäre ihm zu wünschen.