München ächtet als neunte Stadt das N-Wort. Initiativen aus Nürnberg, Jena und Wilhelmshaven wollen dies 2022 auch in ihren Städten durchsetzen. Die Grünen in Frankfurt hatten dies für ihre Stadt ebenfalls auf der Agenda. Sie stießen allerdings auf massiven Widerstand, auf den sie offenbar nicht vorbereitet waren.
Frankfurt: Grüne wollen M- und N-Wort ächten und scheitern an Koalition
Um einen größeren Schaden für die Koalition im Frankfurter Römer abzuwenden, zogen sie ihren Antrag kurzerhand zurück und hofften vermutlich er sei damit endgültig vom Tisch. Sie hatten aber die Rechnung ohne den Zusammenschluss aus Die PARTEI und Piratenpartei ("Die Fraktion") gemacht. So kann man witziger Weise formulieren, dass der Antrag der Grünen von den Piraten gekapert wurde um nun von deren Fraktion fast wortgleich auf die Tagesordnung gebracht zu werden.
Dadurch offenbarte sich allerdings das ganze Ausmaß des Widerstandes gegen diesen Antrag und die Abstimmung wurde verschoben. Warum nur diese Aufruhr? Überall ist zu lesen, dass es sich bei diesem Beschluss der Ächtung nur um ein Symbol handelt, warum wirbelt der Antrag also so viel Staub auf?
Ablehnung des M-Worts führte zu Problemen in der Koalition
Die Antwort liegt beim M-Wort. Die Grünen hatten nämlich auch diese rassistische Fremdbezeichnung mit in den Antrag aufgenommen und solch ein Beschluss würde weit über reine Symbolpolitik hinausgehen. Würde dieser Antrag beschlossen, hätte das zur Folge, dass die drei in Frankfurt ansässigen M-Apotheken nun offiziell einen rassistischen Begriff im Namen tragen. So gesehen wird klar, warum die Frankfurter FDP so vehement blockiert.
Vorbei wäre es mit den märchenhaft anmutenden Geschichten der Ehrung afrikanischer Medizin und der Huldigung des St. Mauritius. Diese Legenden dienen seit Jahrzehnten dazu die Gewaltwirkung des M-Wortes wegzuerklären und bilden die Grundlage für Victim Blaming und Gaslighting.
Bisher hat nur die Stadt Kassel jegliche Verwendung des N- und M-Wortes für rassistisch und verachtenswert verurteilt. Kassel setzt damit einen Meilenstein von historischer Bedeutung.
Zum Gastautor: Thomas Hunstock ist mit der Kasseler Blacktivistin Ruth Hunstock verheiratet und hat einen Schwarzen Sohn. Er unterstützt seine Frau und ihre Initiative "Side by Side Nordhessen" in ihrem Engagement gegen Rassismus. Im letzten Jahr hat Ruth Hunstock erkämpft, dass Kassel als erste Stadt jegliche Verwendungen von N- und M-Wort als rassistisch anerkannt hat.