Quotenjagd unter dem Deckmantel der pädagogischen Maßnahme: Die australische Realityshow "Go Back To Where You Came From" schickt sechs Kandidaten in jene Gebiete, aus denen Menschen nach Australien geflohen sind. Die Reiseteilnehmer werden vom Sender SBS als "durchschnittliche Australier" bezeichnet - die allerdings Aktivisten in Anti-Flüchtlings-Bewegungen sind oder anderweitig mit strengen Meinungen zur Asylpolitik des Landes aufgefallen sind. In der jordanischen Wüste oder in Kambodscha sollen die Hardliner ihre Haltung noch einmal überdenken. Ein fast schon ehrenwerter Ansatz für ein derartiges Format, denn hierzulande werden auf diesem Niveau zwar auch "durchschnittliche Deutsche" in fremde Länder geschickt und dort sich selbst überlassen, siehe "Beate & Irene auf Reisen" - allerdings ohne einen erkennbaren Grund, der über blanken Voyeurismus hinausgeht.
Zwischen den Fronten an der syrischen Grenze
In der mit einem Emmy ausgezeichneten Doku "Go Back To Where You Came From" ist das ein bisschen anders - trotzdem wäre es in einer neuen Folge jetzt beinahe zur Katastrophe gekommen: Wie die australische Zeitung "The Sydney Morning Herald" berichtet, werden drei Teilnehmer der Show an die syrische Grenze geschickt, in eine Zone, in der Kurden und der Islamische Staat (IS) um ein Dorf kämpfen. "Auf einmal waren wir nur noch 800 Meter von der Front entfernt", berichtet Kandidatin Kim Vuga der Zeitung. "Wir wurden definitiv beschossen." Ein erster Trailer zu der Folge zeigt Vuga, wie sie geduckt und mit schusssicherer Weste vor den Schüssen der IS-Kämpfer flüchtet, ehe sie sich hinter einer Mauer verstecken kann. "Das Schlimmste war, so nah heranzukommen wie wir konnten und zu wissen, dass ihre Kugeln uns treffen könnten", sagt Vuga. "Wir wurden angewiesen, auf jedes Pfeifen in der Luft zu hören, weil dies einen Granatenangriff bedeuten würde."
Mit dem Trailer bewirbt der Sender den Staffelstart der Show am 28. Juli.
Für ein Umdenken hat das Erlebnis übrigens zumindest bei Vuga nicht gesorgt. Vielmehr verstehe sie dem Bericht zufolge nicht, warum die Menschen aus dem syrischen Kriegsgebiet nach Australien fliehen, anstatt sich den kämpfenden Kurden anzuschließen. "Hätte ich keine Familie oder Verpflichtungen in der Heimat", so Vuga, "wäre ich persönlich an ihrer Seite geblieben und hätte mit ihnen gekämpft."