Krankenhaus-Barometer Personal- und Geldmangel: Darum geht es den Kliniken so schlecht

Den Krankenhäusern fehlt es an Geld und Personal
Eine Intensivpflegerin versorgt auf der Intensivstation einen an Covid-19 erkrankten Patienten.
© Ole Spata / DPA
Deutschen Kliniken fehlt an Pflegern und es fehlt am Geld – und das nicht erst seit Beginn der Pandemie. Corona hat die Lage aber noch einmal verschärft. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie es derzeit um die Krankenhäuser in Deutschland bestellt ist.

Die Corona-Pandemie hat die Lage in den Krankenhäusern verschärft und gleichzeitig offengelegt, woran es hapert. Jüngst schlug die Deutsche Krankenhausgesellschaft Alarm. Grund ist der Personalmangel in vielen Einrichtungen. Den Angaben zufolge haben vier von fünf Kliniken Probleme, offene Pflegestellen auf ihren Allgemein- und Intensivstationen zu besetzen. Das ergibt das aktuelle Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DIK), das dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag) vorliegt.

Bundesweit sind demnach rund 22.300 Pflegestellen vakant. Seit 2016 entspricht dies den Angaben zufolge einer Verdreifachung der offenen Stellen. "Der Pflegepersonalmangel ist das drängendste Problem der Gesundheitspolitik. Er muss nach ganz oben auf die politische Tagesordnung", sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem RND. Die Zukunftsaussichten für die Besetzung von Stellen sind ebenfalls düster. Laut Umfrage erwartet jedes zweite Krankenhaus in den nächsten drei Jahren eine Verschlechterung der Personalsituation in der Pflege.

Einem Bericht des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zufolge ist die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Deutschland zudem so schlecht wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. 60 Prozent der Kliniken rechnen für das abgelaufene Jahr 2021 mit Verlusten. Aktuell stufen der Umfrage zufolge nur noch elf Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation als gut ein. Für 2022 erwarten lediglich 22 Prozent der Kliniken eine Verbesserung. Gegenüber dem Vorjahr dürfte sich der Anteil der Einrichtungen, die rote Zahlen schreiben, verdoppeln, erklärte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG).

Nur wenigen Kliniken geht es wirtschaftlich gut

Laut dem Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) stufen derzeit nur noch elf Prozent der Kliniken ihre wirtschaftliche Situation als gut ein. Für das neue Jahr erwarten lediglich 22 Prozent eine wirtschaftliche Verbesserung. Eine "so düstere Lage" habe es seit Beginn der Erhebung noch nicht gegeben, erklärte die Krankenhausgesellschaft.

Ein maßgeblicher Grund für die wirtschaftlichen Probleme sind demnach die Rückgänge bei der Belegung infolge der Corona-Pandemie. Zum Befragungszeitpunkt beklagte jedes zweite Krankenhaus eine geringere Auslastung als im Vorjahr. Wegen der Pandemie werden planbare Operationen verschoben, außerdem meiden viele Menschen aus Sorge vor Infektionen von sich aus Arztkonsultationen.

Gesellschaft drängt auf Finanzierungsreform

"Angesichts der dramatischen Auswirkungen der Corona-Pandemie war es richtig, dass die Bundesregierung noch vor Weihnachten gehandelt und die Ausgleichszahlungen bis in den März 2022 verlängert sowie einen Ganzjahresausgleich eingeführt hat", erklärte DKG-Vorstandschef Gerald Gaß. Die dramatische wirtschaftliche Lage der Kliniken mache aber deutlich, dass eine Finanzierungsreform keinen Aufschub mehr dulde.

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Zudem erwartet jedes zweite Krankenhaus, dass sich die Personalsituation in den nächsten drei Jahren verschlechtert. Der Pflegepersonalmangel sei "das drängendste Problem der Gesundheitspolitik" und müsse "nach ganz oben auf die politische Tagesordnung", forderte Gaß. Seit 2016 hat sich die Zahl der vakanten Stellen verdreifacht. An der Befragung für das Krankenhaus-Barometer 2021 beteiligten sich von Mai bis Juli 291 Krankenhäuser mit mehr als hundert Betten.

DPA
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