London Massai-Krieger beim Marathon

Von Frauke Weber
Sechs Krieger vom afrikanischen Stamm der Massai haben sich für den Marathon in London angemeldet. Zwar wollen sie auch laufen, schnell laufen, in erster Linie sind sie aber in karitativer Mission unterwegs. Die Männer sammeln Spenden, um in ihrem Dorf in Tansania einen Brunnen für sauberes Wasser bauen zu können.

Den Zuschauern wird sich ein besonderes Spektakel bieten: Die sechs Krieger Isaya, Kesika, Lengamai, Ninna, Nguvu und Taico treten ohne offizielle Startnummern, dafür aber in ihrer traditionellen Kleidung an. Ihr Rennen begleiten sie mit Massai-Songs. Und während manche Teilnehmer mit Hightech-Ausrüstung in London an den Start gehen, haben sich die Sechs ihre Schuhe für das Rennen beispielsweise aus alten Autoreifen zusammengeschneidert.

Zwischen 20.000 und 60.000 Pfund (25.000 bis 75.000 Euro) wird der Brunnenbau in dem Dorf Eluai im Norden Tansanias kosten. Da es dort in den vergangenen Jahren nur sehr wenig geregnet hat, ist sauberes Wasser zu einem kostbaren Gut geworden. Mit den Spenden sollen Bodenuntersuchungen, Probebohrungen und letztlich natürlich auch die Pumpstation finanziert werden.

Begleitet werden die Krieger von Paul - genannt "Soldier Bob" - der den Kontakt über die gemeinnützige britische Organisation "Greenforce" hergestellt hatte. Er hatte auch die Idee zur Teilnahme an dem Marathon. Für die sechs Teilnehmer scheint die Strecke in London kein Problem zu sein. "Wir trainieren drei Mal in der Woche und laufen rund 20 Kilometer", schreibt beispielsweise Isaya zu Beginn des Trainings in seinem Blog. Seit Anfang April sind die Tansanier in Großbritannien, in einer Pension in Cooling in Kent. Dort haben sie zum ersten Mal mit Schnee und mit Pferden Bekanntschaft gemacht.

Allerdings scheint die Organisation doch ein paar Bedenken wegen der kulturellen Unterschiede zu hegen. So erhielten die Krieger einen vierseitigen Ratgeber, der sie auf das Leben in Großbritannien vorbereiten soll. Dort heißt es, dass man in London nicht spucken dürfe und Toiletten benutzen müsse. Zur Bestimmung der Zeit dürften sie sich nicht auf den Stand der Sonne verlassen, sondern müssten sich nach Uhren richten.

"Wenn Ihr etwas mögt, was einer anderen Person gehört, zum Beispiel eine Kette, dann würde diese andere Person es ungewöhnlich finden, wenn Ihr ihr die Kette wegnehmt und tragt", heißt es in dem Kodex. Außerdem werden sie auch daran erinnert, dass Kühe, Rinder und Schafe auf Weiden kein Freiwild sind, sondern jemanden gehören. Immerhin fassen sich die Briten auch mal an die eigene Nase: Wenn ihre Landsleute Alkohol getrunken hätten, "wirkten sie alberner".