Ich war neun, als meine Mutter mit uns Kindern von Ostdeutschland nach Nordrhein-Westfalen zog, mit meinem kleinen Bruder, damals ein Jahr alt, meiner sechsjährigen Schwester und mir. Es war zugleich eine Flucht aus alten Verhältnissen – meine Eltern hatten sich getrennt.
Ich besuchte die vierte Klasse einer Grundschule. Schon vom ersten Tag an spürte ich die Blicke: Wie sieht die denn aus? Wie spricht die denn? Ich war in mich gekehrt, sprach mit Akzent, trug keine angesagten Schuhe. Meine Mutter war ein Sparfuchs.
Nina heißt eigentlich anders, ihr Name ist der Redaktion bekannt. Sie möchte anonym bleiben.
Nach der vierten Klasse wechselte ich auf eine Hauptschule. Es gab ältere Schüler, die Spaß daran hatten, uns Fünftklässler in eine Mülltonne zu werfen. Der Gedanke ekelte mich so sehr. Ich war entschlossen, mich mit aller Kraft dagegen zu wehren. Sie probierten es auch bei mir, aber es gelang ihnen nicht.