Mord auf illegalem Rave Eltern von Emma: "Teilt dieses Video, damit die Tat aufgeklärt wird"

Waldgebiet bei Laußnitz
Ein Waldgebiet bei Laußnitz –  hier wurde nach einem illegalen Rave eine junge Frau ermordet 
© Christian Essler / Action Press
Im Wald bei Laußnitz in Sachsen wurde am 18. Mai ein illegaler Rave gefeiert. Kurz danach fand man die 21-jährige Emma tot auf. Nun suchen die Eltern nach Zeugen. 

Die Eltern von Emma tragen Sonnenbrillen, ihre Stimmen zittern. Die beiden knien vor der Kamera, als die Mutter sich für die Anteilnahme bedankt und dann beginnt, ihre Situation zu erklären: Wie schwer es ihnen falle, dieses Video zu veröffentlichen. Doch dass sie, die Eltern der getöteten Emma, hoffen, die Menschen so besser zu erreichen. "Um den Fall aufzuklären, brauchen wir eure Zeugenaussage." 

Die Eltern bitten potenzielle Zeugen, zur Polizei zu gehen – für Emma. Wer nicht erzähle, was er wisse, der schütze unbewusst den Täter, sagt die Mutter. Und der Vater sagt: "Ihr braucht keine Angst zu haben." Kurz danach bricht seine Stimme. "Teilt dieses scheiß Video, damit die Tat aufgeklärt wird."

Nach aktuellem Ermittlungsstand ereignete sich die Tat in den frühen Morgenstunden des 18. Mai, auf einem Rave in einem Waldgebiet nordöstlich von Dresden. Um die 200 feiernde und tanzende Menschen sollen vor Ort gewesen sein. Zeugen fanden die 21-jährige Emma tot auf, offenbar schon kurz nach der Tat. Sie hatte mehrere Stichverletzungen erlitten. Wenig später wurde ein tatverdächtiger 16-Jähriger festgenommen, auch er soll Besucher des Raves gewesen sein. 

Der Verdächtige sei in einem Fachkrankenhaus untergebracht worden, so die Staatsanwaltschaft Dresden. Die Ermittler bitten – wie auch die Eltern von Emma – potenzielle Zeugen darum, sich bei der Polizeidirektion Görlitz zu melden. Die Staatsanwaltschaft und die Behörden halten sich aufgrund der laufenden Ermittlungen sehr bedeckt, wollen Details, die bisher an die Öffentlichkeit gedrungen sind, weder bestätigen noch dementieren.

Was geschah im Wald bei Laußnitz?

Emmas Vater, Patrick Drebenstedt, wendet sich dennoch an die Öffentlichkeit. Der 42-Jährige appelliert an die Besucher des Raves und möchte verhindern, dass sich Falschinformationen festsetzen. So gab es online bereits Zeugenaufrufe, in denen es hieß, man könne sich auch anonym bei der Polizei melden. "Anonyme Hinweise helfen uns gerade nicht weiter", stellt Patrick Drebenstedt im Gespräch mit dem stern klar. 

Drebenstedt ist selbst Elektromusiker und -produzent, in der Szene ist er gut vernetzt. Dementsprechend groß sei die Anteilnahme gegenüber der Familie. Trotzdem, die Situation sei für ihn und seine Familie gerade "verdammt schwer". Drebenstedt sagt, gerade konzentriere er sich darauf, alles zu tun, damit die Ermittlungen vorankämen.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Er und die Mutter von Emma, die anonym bleiben möchte, fürchten, dass potenzielle Zeugen aus Angst nicht zur Polizei gehen: weil sie eine illegale Veranstaltung besucht haben oder weil dort vielleicht illegale Drogen konsumiert worden seien. "Mit dem Video wollten wir die Leute sensibilisieren, die sollen all ihren Mut zusammennehmen", sagt Drebenstedt am Telefon. Das Reden mit Eltern sei nicht nur für die Ermittlungen, sondern auch für das Wohl der Teenager notwendig.

Bild der geöteten 21-jährigen Emma
Das Foto zeigt die getötete Emma – es darf mit Genehmigung der Familie verwendet werden
© Privat

Drebenstedt erstellte bereits am 21. Mai einen Spendenaufruf, um die Überführung seiner Tochter in die Heimatstadt Magdeburg finanzieren zu können. Außerdem will er die Spenden für einen künftigen Gerichtsprozess verwenden. Im Gespräch erklärt er, dass er jetzt hohe Kosten erwarte, auch weil er nun öfter von Magdeburg nach Dresden fahren müsse. Inzwischen sind auf dem Spendenkonto schon über 38.000 Euro eingegangen – viel mehr, als sie erwartet hätten, so der Vater. 

In dem Text zum Spendenaufruf beschreibt er Emma: "Unsere Tochter war ein lebensfroher, herzlicher Mensch, der das Leben liebte und voller Hoffnung in die Zukunft blickte. Sie hatte gerade begonnen, ihre Träume zu verwirklichen, sich eine eigene Zukunft aufzubauen."