Reichsbürger-Razzia Deutsch und ungeimpft: Sollte "Die Löwin" eine Heimatschutzkompanie leiten?

Auch in Rinteln fand gestern eine Durchsuchung bei mutmaßlichen Reichsbürgern statt
Auch in Rinteln fand am Dienstag eine Durchsuchung statt.
© Tobias Landmann / DPA
Die Ärztin Ellen K. ist offenbar ins Visier der Ermittlungen zur mutmaßlichen Terror-Gruppe um Prinz Reuß geraten. Sie ist eine von vier Beschuldigten, wie die jüngsten Reichsbürger-Razzien in zwei Bundesländern ergaben.

Sie nennt sich "die Löwin". So steht es jedenfalls in Ermittlerakten zur Gruppe Reuß. Im bürgerlichen Leben heißt die "Löwin" Ellen K. und ist Ärztin im Wendland. Am gestrigen Dienstag durchsuchten die Ermittler der Generalstaatsanwalt Celle wohl auch ihre Wohnung. Der Vorwurf: Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.

Insgesamt durchsuchten Ermittler-Einheiten Wohnungen wie Fahrzeuge von vier Beschuldigten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, beschlagnahmten dabei mehrere Festplatten, Handys und Papiere. Alle vier sollen zu den Verschwörern rund um den mutmaßlichen Terroristen Heinrich XIII. Prinz Reuß gehören. 

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Dabei soll K. – "die Löwin" - den militärischen Flügel der Reichsbürger-Gruppierung um Prinz Reuß unterstützt haben. Dieser unterstand wohl dem ehemaligen Kommandanten des Fallschirmjägerbataillons 251, Rüdiger von Pescatore. Das geht aus den Ermittlerakten des Generalbundesanwalts geht hervor, die der stern einsehen konnte.

"Die Löwin" sollte eine Heimatschutzkompanie der Reichsbürger leiten

Die Ermittler gehen davon aus, dass der militärische Flügel um die mutmaßliche Reichsbürgergruppe deutschlandweit sogenannte Heimatschutzkompanien errichten wollte, die nach einem gewaltsamen Putsch die Kontrolle in den Kommunen hätten übernehmen sollen. Ellen K., so legen es Ermittlungsakten nah, habe eine dieser Heimatschutzkompanien leiten wollen. Sie sollte demzufolge die Kompanie mit der Nummer 374, Landkreis Lüneburg, übernehmen. Zur Voraussetzung wurde von der Führungsriege des Militärs offenbar gemacht, dass Ellen K. deutsch und ungeimpft sei. So geht es aus einem Telefonprotokoll hervor, das dem stern vorliegt. 

Ellen K. war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Bei den anderen Beschuldigten handelt es sich laut Informationen des Norddeutschen Rundfunk (NDR) um eine weitere Frau und zwei Männer zwischen 48 und 60 Jahren. Die Vorwürfe: Einmal geht es um die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, in zwei Fällen um die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung und in einem weiteren Fall um das Werben um Mitglieder beziehungsweise Unterstützer.

 

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Festgenommen wurden die Beschuldigten nicht. Ob und wann Anklage gegen sie erhoben wird, konnte Ann-Kristin Fröhlich, Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Celle, nicht sagen. Insgesamt sieben Verfahren mit 13 Beschuldigten um die Gruppe Reuß hatte der Generalbundesanwalt wegen "minderer" Bedeutung an Niedersachsens Zentralstelle für Terrorismusbekämpfung bei der Generalstaatsanwaltschaft Celle abgegeben. Dazu gehören die vier Beschuldigten, bei denen nun durchsucht wurde.

In Stuttgart, Frankfurt und München stehen derzeit 26 mutmaßliche Verschwörer der Gruppe Reuß vor Gericht. Sie gelten als Führungsriege der mutmaßlichen Terrorgruppe, die einen gewaltsamen Umsturz geplant haben soll. Erst vergangene Woche gab es eine Razzia in Schleswig-Holstein, Sachsen und Baden-Württemberg, mit dem Ziel, verschwundene Waffenbestände zu finden.