Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) will in einem Forschungsprojekt mögliche Nazi-Verstrickungen früherer Führungspersönlichkeiten untersuchen. Konkret geht es um die Rolle ihrer fünf Konsistorialpräsidenten und deren Stellvertretern in den Jahren 1933 bis 1945, wie die Landeskirche mitteilte. Das Konsistorium war damals die leitende Dienstbehörde der Kirchenprovinz Mark Brandenburg und auch in der Zeit des Nationalsozialismus Dienstherr über die Pfarrer.
Ziel der Untersuchung ist es laut EKBO, mögliche Verstrickungen in das nationalsozialistische Unrecht aufzuarbeiten und die institutionelle Verantwortung der kirchlichen Verwaltung in dieser Zeit zu beleuchten. Bislang sei die Rolle der Konsistorialpräsidenten während des Nationalsozialismus ein blinder Fleck, erklärte die heutige Amtsinhaberin Viola Vogel. Diesen gelte es nun, gezielt historisch zu beleuchten.
"Die EKBO sieht in der kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit einen Beitrag zur Stärkung demokratischer Werte", erklärte Vogel. Man erlebe aktuell, wie die Erinnerungskultur insgesamt unter politischen Druck gerät. "Das zur Zeit des Nationalsozialismus begangene Unrecht wird verharmlost und der Widerstand gegen das NS-Regime für aktuelle politische Zwecke instrumentalisiert. Dagegen wollen wir als Landeskirche ein Zeichen setzen und die Geschichte unseres Konsistoriums ehrlich und umfassend aufarbeiten."