Prozess SUV-Unfall in Berlin: Angeklagter fuhr gegen ärztlichen Rat

Aufgrund eines epileptischen Anfalls verursachte ein SUV-Fahrer in Berlin einen Unfall und tötete dabei vier Menschen. Nun stellt sich heraus, dass der Mann gegen ärztlichen Rat mit dem Auto unterwegs war.

Im Prozess um einen Unfall in Berlin-Mitte ist ein Mann angeklagt, der aufgrund eines epileptischen Anfalls die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat. Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Es war allerdings nicht der erste epileptische Anfall, den der SUV-Fahrer erlitt. Der Angeklagte äußert sich nun erstmals zu Ratschlägen, die ihm sein Arzt noch vor dem Unfall gegeben hatte.

Arzt riet vom Autofahren ab

Der angeklagte Mann erklärte am Montag vor dem Berliner Landgericht, er habe bereits sechs Monate vor dem Unfall einen epileptischen Anfall erlitten. Daraufhin habe ihm ein Arzt gesagt, er solle drei Monate lang kein Fahrzeug führen, so der 44-Jährige. Die ersten vier Wochen habe er sich auch strikt daran gehalten. Nachdem dann bei Untersuchungen "keinerlei Auffälligkeiten" festgestellt worden seien, sei er "gelegentlich kürzere Strecken gefahren". Aus seiner Sicht sei es "eine Empfehlung, kein gesetzliches Verbot" gewesen.

Der Fall hatte bundesweit für Empörung gesorgt. Am 6. September 2019 war das Auto über die Gegenfahrbahn hinweg von der Invalidenstraße in der Innenstadt abgekommen. Grund soll ein epileptischer Anfall des Fahrers gewesen sein. Der Wagen rammte eine Ampel, tötete die vier Menschen auf dem Gehweg und durchbrach einen Bauzaun. Unter den Opfern war auch ein dreijähriger Junge.

Gehirnoperation war erst einen Monat her

Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten Unternehmer vor, das schwere Auto gefahren zu haben, obwohl bei ihm eine strukturelle Epilepsie bestanden habe und eine Gehirnoperation erst etwa einen Monat zurücklag. Er habe erkennen können, dass er gesundheitlich nicht in der Lage gewesen sei, das Fahrzeug sicher zu führen. Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs.

Im Mai 2019 habe er den ersten epileptischen Anfall erlitten, so der Angeklagte. Es sei im Schlaf geschehen. Seine Frau habe den Notarzt gerufen. Er habe ein Medikament erhalten und sei davon ausgegangen, dass dadurch ein erneuter Anfall verhindert wird. "Ich dachte auch, wenn es am Tage passiert, merkt man es und hat es unter Kontrolle", schilderte der Angeklagte.

Der Unternehmer sagte weiter, Anfang August 2019 sei in einer Klinik in der Schweiz ein minimalinvasiver Eingriff wegen eines kleinen Tumors in seinem Kopf erfolgt. Danach sei ihm geraten worden, für die nächsten vier Wochen nicht Auto zu fahren. Dass nach dieser Zeit seine Fahrtauglichkeit neurologisch begutachtet werden müsste, sei nach seiner Erinnerung nicht thematisiert worden. Es sei ihm gesundheitlich gut gegangen. Zudem habe er weiterhin das Medikament eingenommen. Der Prozess wird am 3. November fortgesetzt.

dpa
mlm