Rund fünf Monate nach dem Messerangriff mit zahlreichen Verletzten im Hamburger Hauptbahnhof hat die Staatsanwaltschaft gegen die mutmaßliche Täterin ein Sicherungsverfahren beantragt. Ziel sei, die 39-Jährige in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen, teilte die Anklagebehörde mit. "Die Beschuldigte leidet an einer mit Realitätsverkennung einhergehenden paranoiden Schizophrenie." Wann über den Antrag entschieden wird, ist noch unklar. Zuvor hatte das "Hamburger Abendblatt" berichtet.
Wahllos auf Reisende und Passanten eingestochen
Den Ermittlungen zufolge soll die 39-Jährige am 23. Mai "im Zustand der Schuldunfähigkeit" im Bereich der stark frequentierten Fernbahngleise 13 und 14 mit einem Gemüsemesser wahllos auf Reisende und Passanten eingestochen haben, um diese zu töten. Früheren Angaben zufolge wurden dabei drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 Jahren und ein 24 Jahre alter Mann lebensgefährlich verletzt.
Insgesamt wirft die Staatsanwaltschaft der Frau in ihrer Antragsschrift vom 2. Oktober unter anderem versuchten Totschlag in einundzwanzig Fällen vor, davon in fünfzehn Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Während sechs Personen den Stichen ausweichen konnten, erlitten laut Staatsanwaltschaft fünfzehn Geschädigte zum Teil erhebliche Schnitt- oder Stichverletzungen.
Mit Schere auf Vater losgegangen
Darüber hinaus soll die 39-Jährige bereits im Januar in Schleswig-Holstein versucht haben, ihren damals 69 Jahre alten Vater mit einer Schere zu töten. Sie scheiterte jedoch, weil ihre 71 Jahre alte Mutter ihr die Schere abgenommen habe. Gleichwohl sei der Vater im Schulter- und Oberarmbereich verletzt worden. Bereits damals ergaben sich nach Angaben der Lübecker Staatsanwaltschaft Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung der Frau. Das Amtsgericht Lübeck lehnte jedoch eine Unterbringung ab, eine Beschwerde gegen den Beschluss wurde vom Landgericht Lübeck verworfen.
Im Februar soll die Frau dann auf einem Spielplatz am Hamburger Flughafen gegenüber einem Kind gewalttätig geworden sein und nach einer Einweisung in eine psychiatrische Klinik auf eine Mitpatientin losgegangen sein. Nach ihrer Entlassung sei sie dann Ende Mai erneut für drei Wochen eingewiesen worden, hatte ein Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums erklärt. Am Tag vor dem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof war die 39-Jährige aus der Psychiatrie im Landkreis Cuxhaven entlassen worden. Nach Auskunft der Klinik gab es zu jenem Zeitpunkt keinen medizinischen Befund, der eine weitere Unterbringung gerechtfertigt hätte.