Mietwohnungen in Hamburg sind nach Einschätzung der hiesigen Wohnungswirtschaft größtenteils bezahlbar. Nach einer neuen Studie, die Branchenvertreter in Auftrag gegeben hatten, liegt die monatliche Nettokaltmiete im Schnitt bei 9,11 Euro je Quadratmeter. Eine Wohnung mit 80 Quadratmetern kostet folglich im Schnitt annähernd 730 Euro. Die Nettokaltmiete, häufig nur Kaltmiete genannt, ist die Miete ohne Neben- und Betriebskosten.
Die Hamburger Mietenstudie hat das Center for Real Estate Studies, ein Freiburger Hochschulinstitut, verfasst. Das Institut hat den Angaben nach mehr als 283.000 öffentliche, genossenschaftliche und private Mietverträge ausgewertet. Die Daten haben die Vermieter bereitgestellt.
Im Vergleich zu der zurückliegenden Untersuchung 2022 sind die Mieten um 8,8 Prozent gewachsen, wie es in der Mitteilung heißt. Die Wohnungswirtschaft weist darauf hin, dass Mieten langsamer als Verbraucherpreise gestiegen seien, die in dem Zeitraum um 10,8 Prozent zugenommen hätten.
Immobilienverband verteidigt Mietmarkt
"Die neue Hamburger Mietenstudie zeigt sehr deutlich: Der Mietmarkt in unserer Stadt funktioniert", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Nord, Carl-Christian Franzen. Die meisten Hamburger wohnten zu verlässlichen Konditionen. Der IVD vertritt unter anderem Immobilienmakler.
Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende des Verbands Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Kay Brahmst: "Die Mieten in Hamburg sind nicht zu hoch." Ein Problem ist Brahmst zufolge, dass nicht genug Wohnungen gebaut werden. Der BFW Nord repräsentiert die mittelständische Immobilienwirtschaft.
Außer dem IVD Nord und dem BFW Nord gehören der lokale Grundeigentümer-Verband, der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen und der städtische Wohnungsvermieter Saga zu den Auftraggebern der Studie.
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Deutliche Kritik vom Mieterverein und aus der Opposition
Der Mieterverein zu Hamburg kritisierte die Studie als eine Beruhigungspille. Diese diene wie die Vorgängerpublikationen dazu, "der Politik und Öffentlichkeit vorzugaukeln, dass es keinen Mangel an bezahlbarem Wohnraum gibt". Es gebe zwar entspannte Wohnsituationen - etwa für langjährige Genossenschaftsmitglieder. Doch das ändere nichts daran, dass viele Hamburger günstigere Wohnungen suchten.
Die wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann, sagte: "Wer in Hamburg eine Wohnung sucht, findet bei den über 700.000 Mietwohnungen kaum ein freies Angebot unter 9 Euro Kaltmiete." Das sei die Realität. Die Studie sei schöngerechnet. Das liege etwa daran, dass der Anteil der städtischen und genossenschaftlichen Wohnungen überproportional sei.
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen widersprach Sudmanns Darstellung. "Alle Mieten wurden entsprechend ihrer realen Anteile im Markt berücksichtigt", sagte der Verbandssprecher.
Der Mietmarkt funktioniere nur für diejenigen, die bereits eine Wohnung hätten, monierte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Frieling. Wer nach Hamburg ziehe, habe kaum Chancen auf bezahlbaren Wohnraum. "Der rot-grüne Senat hat es über Jahre versäumt, ausreichend neue Wohnungen zu schaffen und die Stadt für Familien bezahlbar zu halten."