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Spionageverdacht: Russischer Wissenschaftler vor Gericht
Am Oberlandesgericht München hat am Donnerstag der Spionageprozess gegen einen 30-jährigen Russen begonnen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Materialforschung an der Uni Augsburg soll er sensible Informationen zum europäischen Raketenprogramm Ariane an den russischen Auslandsgeheimdienst SWR geliefert haben. Der Generalbundesanwalt wirft dem Mann eine "geheimdienstliche Agententätigkeit" vor. Ab Ende November 2019 kam es demnach zu persönlichen Treffen zwischen dem Angeklagten und dem in Deutschland stationierten Führungsoffizier des russischen Auslandsgeheimdienstes. Hierbei habe der Angeklagte Informationen zu Forschungsprojekten aus dem Bereich Luft- und Raumfahrttechnologie weitergeben. Gerichtssprecher Florian Gliwitzky: "Die Anklagebehörde geht davon aus, dass es regelmäßige Zahlungen gegeben hat, immer in einer Größenordnung von 100, 200, maximal 600 Euro, und dass insgesamt Beträge in einer Größenordnung von etwa 2500 Euro geflossen sind. Der Senat wird in den jetzt folgenden zwölf Verhandlungstagen zu klären haben, ob dieser Tatvorwurf so zutrifft. Es ist eine umfangreiche Beweisaufnahme angesetzt. Die Bundesanwaltschaft hat über 30 Zeugen benannt. Es sind natürlich auch eine Reihe von Dokumenten anzuschauen." Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe: Er habe nicht gewusst, dass sein Kontaktmann die Informationen an den russischen Geheimdienst weitergebe. Laut Verteidigung seien die allermeisten der fraglichen Informationen zudem in öffentlich zugänglichen Datenbanken über das Internet abrufbar.