Letzte Ruhestätte Nachfrage nach Waldbestattungen in Thüringen ungebrochen

In Thüringen gibt es nach Angaben der Landesregierung acht Waldfriedhöfe, unter anderem in Georgenthal im Thüringer Wald. Foto:
In Thüringen gibt es nach Angaben der Landesregierung acht Waldfriedhöfe, unter anderem in Georgenthal im Thüringer Wald. Foto
© Michael Reichel/dpa
Immer mehr Menschen wünschen sich anstelle des Friedhofs einen Wald als Ort für die letzte Ruhe. In Thüringen gibt es inzwischen acht Waldfriedhöfe, teils ist dort sogar Platz für geliebte Haustiere.

Waldbestattungen werden in Thüringen immer beliebter. "In den vergangenen Jahren hat der Gedanke, die Natur als letzte Ruhestätte zu wählen, immer mehr Anklang gefunden", teilte Madeleine von Borcke für den Waldfriedhof Georgenthal auf Anfrage mit. 

Der Landesregierung zufolge gibt es in Thüringen aktuell acht öffentliche Waldfriedhöfe. Die Eigentumsform der Fläche ist dabei unterschiedlich - entsprechende Friedhöfe könnten unter anderem auf Privatwald, Staats- oder Kommunalwald ausgewiesen werden. Allerdings müssen mit den jeweiligen Gemeinden als Friedhofsträgern entsprechende vertragliche Vereinbarungen geschlossen werden. 

Die Urnenbestattung im Wald sei für viele Menschen eine interessante Alternative zur klassischen Erdbestattung auf Friedhöfen, sagte von Borcke. Neben vergleichsweise geringeren Kosten spielten auch Heimatverbundenheit sowie der Wegfall von Grabpflege und Grabschmuck eine Rolle. "Wer sich im Wald wohlfühlt, kann die Vorstellung mögen, dort seine letzte Ruhe zu finden." Der Waldfriedhof in Georgenthal wurde im vergangenen Juni eröffnet.

Zwei Bestattungswälder bei Thüringenforst

Ähnliche Erfahrungen gibt es nach Angaben einer Gemeindesprecherin etwa auch in Geratal. Im Bestattungswald Bad Berka (Weimarer Land) gebe es mittlerweile pro Jahr rund 200 Bestattungen, sagte Horst Sproßmann, Sprecher der Landesforstanstalt. Der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der AfD zufolge stieg die Zahl der Bestattungen dort von 127 im Jahr 2018 auf 280 im Jahr 2024. Im Bestattungswald Rudolstädter Hain sind es Sproßmann zufolge im Schnitt 100 Beisetzungen pro Jahr. Auch hier sei die Nachfrage stabil. 

Thüringenforst plant derzeit zwei weitere Bestattungswälder. Die Abstimmung mit den Gemeinden läuft. Die naturnahe Umgebung spende vielen Angehörigen Trost, so Sproßmann. Waldbestattungen seien keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu klassischen Friedhöfen.

Was die Rahmenbedingungen für eine Waldbestattung angeht, ähneln sich viele Angebote. So ist es in der Regel möglich, zwischen verschiedenen Baumarten und zwischen Bäumen unterschiedlichen Alters zu wählen. Zudem werden teils Gräber auch unter Findlingen oder unter eigens gepflanzten Bäumen angeboten. Beliebt seien vor allem heimische Bäume wie Buchen, hieß es aus Geratal. 

Gemeinsam mit Haustier im Waldgrab

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Seltener ist hingegen die Möglichkeit, gemeinsam mit einem Haustier beigesetzt zu werden. Diese Option bietet etwa der Waldfriedhof Georgenthal. Neben klassischen Baumbestattungen würden dort in eigenen Bereichen auch Bestattungen für tierische Lebensbegleiter sowie gemeinsame Mensch-Tier-Bestattungen angeboten, so von Borcke. Diese Bestattungsform basiere auf historischen Vorbildern und entspreche dem Wunsch von Tierhaltern, "den letzten Weg nicht alleine gehen zu müssen". 

Zudem bietet Georgenthal einen sogenannten Engelsbaum an – dort können Kinder bis zum 14. Lebensjahr kostenlos beigesetzt werden.

Die meisten Waldfriedhöfe bieten regelmäßige Führungen an, bei denen Interessenten sich über diese Bestattungsform informieren können. Teilweise sind auch virtuelle Rundgänge möglich.

dpa