Rücktritt von Benedikt XVI. Reaktionen: Viel Respekt und nur wenig Kritik

Der angekündigte Rücktritt des Papstes stößt auf viel Respekt: Menschlich verständlich, heißt es etwa aus Polen. Bundespräsident Gauck attestiert Benedikt XVI. Mut. Die wenige Kritik bleibt leise.

Die Ankündigung überraschte selbst die ihm nahestehenden Kirchenmänner im Vatikan. "Wie ein Blitz aus heiterem Himmel" habe ihn die Nachricht des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. getroffen, sagte etwa Angelo Sodano, Dekan der katholischen Kirche. Auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn zeigte sich in seiner ersten Reaktion bewegt: "Das macht mich sehr betroffen." Die Stimmung nach dem Eingeständnis des Pontifex, er sei zu alt und kraftlos für das Amt, mündet im Grunde nur in einem Wort: Respekt.

Respekt vor dem reichlich ungewöhnlichen Schritt eines Papstes. Benedikt ist seit dem 13. Jahrhundert der erste Stellvertreter Christi, der freiwillig sein Amt aufgibt. Umso größer der Beifall für den Verzicht: "Sehr respektabel und bemerkenswert", nannte ihn der Saarbrücker Theologe und Kirchenkritiker Gotthold Hasenhüttl. Es sei gut, dass er zurücktrete, weil dieser Schritt auch bedeute: "Benedikt ist nicht unfehlbar bis zum Ende und der Papst ist nicht bis auf Lebenszeit Papst". Ähnlich äußerte sich Bundespräsident Joachim Gauck: "Für diesen historisch höchst seltenen Entschluss sind großer Mut und Selbstreflexion nötig."

Muslime und Juden loben Benedikts Dialogbereitschaft

Respekt zollen die meisten Würden- und Amtsträger auch dem Wirken des Papstes: Laut des größten muslimischen Dachverbandes Deutschlands, dem Ditib, sei Benedikt das "interreligiöse Gespräch ein Anliegen und so hat er zu verschiedenen Anlässen dessen Bedeutung ausdrücklich betont", heißt es bei der Organisation. Lob für diese Art des Dialogs kommt auch von Israels Oberrabbiner Yona Metzger: "Während seiner Amtszeit gab es die besten Beziehungen zwischen der Kirche und dem Oberrabbinat. Wir hoffen, dass sich das fortsetzt", ließ er über einen Sprecher ausrichten. Metzger wünschte dem Papst "viel Gesundheit und ein langes Leben".

Die wenigen deutschen Benedikt-kritischen Stimmen kommen vor allem und wenig überraschend aus dem Lager von Grünen und Linken: So hieß es von Seiten der Grünen-Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin: "Papst Benedikts Eintreten für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung und gegen Hunger und Armut sind ausdrücklich zu würdigen. Mit vielen anderen Positionen, wie etwa zur Empfängnisverhütung und zur Homosexualität, sind wir Grüne nicht einverstanden." Und Raju Sharma, religionspolitischer Sprecher der Linksfraktion: Als Befürworter einer klaren Trennung von Staat und Kirche habe ich es allerdings sehr begrüßt, dass Benedikt XVI. eine Entweltlichung der Kirche gefordert und damit neue Perspektiven im Verhältnis von Staat und Kirche eröffnet hat."

Zollitsch: "Er wird uns fehlen"

Bleibt die menschliche Seite des Papstes, der als Amtsträger als Verfechter der "eisigen Tradition" galt. "Ich verstehe seine Abdankungsgründe", sagte der langjährige Privatsekretär von Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II, der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), lobte Benedikts Umgang mit den Gläubigen: "Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die Menschen in aller Welt begeistert." Und Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sagte: "Sein Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen ist eine zutiefst menschliche und zugleich religiöse Geste. Er wird uns fehlen."

nik mit Agenturen