Schleswig-Holstein Kleingärtner beschließen Ausländerquote

  • von Rebecca Brockmeier
Aufregung im Schrebergarten: In Norddeutschland beschlossen Kleingärtner eine Obergrenze für Parzellenbesitzer mit Migrationshintergrund. Bundesweit sorgt das Votum für Empörung.

Kleingärtnern eilt bekannterweise ein nicht immer schmeichelhafter Ruf voraus. Dass der sich in den vergangenen Jahren durch junge trendbewusste Parzellenbesitzer gebessert hat, ist jetzt hinfällig: Denn im schleswig-holsteinischen Harksheide beschlossen Parzellenbesitzer eine Ausländerquote. Nur noch 12,6 Prozent der Hobbygärtner dürfen demnach in Zukunft ausländische Wurzeln haben, so das Votum.

Bei einer Vereinssitzung des Kleingartenvereins Harksheide Kringelkrugweg hatten sich die Hobbygärtner im Okober erst zum traditionellen Grünkohlessen getroffen, danach wurde abgestimmt. Der Vorstand hatte die Stimmzettel für die Quotenabstimmung bereits vorbereitet. Gewählt werden konnte zwischen einer Migrantenquote von 12,6 Prozent (entsprechend dem Ausländeranteil in der Bundesrepublik), von 19 Prozent (Anteil in Norderstedt) oder 27 Prozent (Hamburg), wie die Welt Online berichtet. 70 Mitglieder beteiligten sich an der Abstimmung. Von 59 Befürwortern kreuzten am Ende 41 12,6 Prozent, also die niedrigste Obergrenze an. In Zukunft dürfen also neun von 73 Parzellen an Kleingärtner mit ausländischen Wurzeln vergeben werden. Auch die Aufteilung ist genauestens geregelt: EIn Viertel der für Migranten reservierten Lauben sollen für Türken und Araber bereit stehen, ein weiteres Viertel für Osteuropäer und der Rest für alle anderen Nationalitäten.

Ausländerquote sorgt bundesweit für Empörung

Die Abstimmung schlug - und schlägt noch immer - hohe Wellen: Wie Welt Online berichtet, meldete sich als erstes der örtliche Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) zu Wort. Das aufgebrachte Stadtoberhaupt stellte den Gärtnern ein Ultimatum: Wenn der Verein nicht umgehend von seinen Plänen Abstand nähme, erwäge die Stadt, den Pachtvertrag aufzulösen. Bundesweit laufen mittlerweile auch Parteien und die Kirche gegen den Vereinsbeschluss Sturm. Der Vorsitzende des Landesverbandes der Gartenfreunde und Kreisvorsitzender in Lübeck, Klaus-Peter Schiller, sagte in einem Zeitungsinterview, er sei persönlich betroffen von der Abstimmung der Harksheider. Er habe sich immer für Integration eingesetzt, die Satzung des Kreisverbands Lübeck läge sogar in türkischer Sprache vor.

Der Vorsitzende der Schrebergärtenkolonie Gerd Kühl wolle sich gegenüber stern.de nicht zu dem Vorfall äußern, sagte dessen Ehefrau auf Nachfrage. Gegenüber der Welt Online hatte Kühl zuvor berichtet, der Grund für die Quotenregelung seien gehäufte Beschwerden über nichtdeutsche Pächter gewesen. Wegen des immer größer werdenden öffentlichen und medialen Drucks ruderte er jedoch zurück. Im Interview mit den Lübecker Nachrichten sagte er: Die Kritik an der Migranten-Quote käme "nicht ganz zu Unrecht". Kleinlaut räumte er ein: "Die Tragweite des Ganzen haben wir anscheinend völlig unterschätzt.

Für den 15. Dezember haben die Kleingärtner Berichten zufolge eine außerordentliche Mitgliederversammlung anberaumt. Man darf also gespannt sein, ob doch wieder Ruhe im brüchigen Schrebergartenidyll einkehrt.