"Schamlos" Sexologin Iva Samina über Tantra: "Ich habe gelernt, mich vom Leben berühren zu lassen"

Svenja Napp, Kolumne "Schamlos": Gespräch mit Sexologin Iva Samina
Was sucht meine Generation in einer Partnerschaft? Wie wollen wir Sexualität leben? Und welche Rolle spielt die Liebe zu uns selbst? Autorin Svenja Napp (r.) ist 32 Jahre alt und macht eine Fortbildung zur Sexual- und Paartherapeutin. In ihrer Kolumne "Schamlos" erkundet sie die Welt der Liebe, Sexualität und Partnerschaft aus Sicht ihrer Generation. Dieses Mal spricht sie mit Sexologin Iva Samina (l.) 
© Sven Serkis; Lena Scherer / stern
Mehr Sinnlichkeit im (Sex-)Leben – das wünschen sich viele. Im Gespräch mit der Sexologin Iva Samina ist unsere Autorin der Frage nachgegangen, wie Tantra dabei helfen kann. 

"Bei den Kindern geht es doch schon los", sagt Iva Samina, Sexologin, somatische Bodyworkerin und Tantramasseurin aus Berlin. "Die ersten ein, zwei Jahre lassen wir sie noch nackt herumlaufen und frei sein. Aber wenn sie dann anfangen, an ihren Penissen oder Vulven herumzuspielen, sind die Erwachsenen überfordert." Es ist ein spätes Telefongespräch, Iva ist in Sri Lanka, ich bin in Hamburg. Eigentlich wollte ich mit ihr über Tantra sprechen, aber wir landen schnell bei einer Art Gesellschaftskritik. Auf beiden Seiten Verdruss über eine gelebte Doppelmoral. Über den Großteil der Menschen, die Pornos konsumieren, aber nur heimlich. Die Nacktheit an FKK-Strände verbannen, als sei es etwas Unnatürliches, Schmutziges. Eltern, die ihren Kindern verbieten, sich anzufassen und sich, wenn keiner hinsieht, im Badezimmer selbstbefriedigen.

Wie wir von Tantra dorthin gekommen sind? Mit der Klärung eines großen Missverständnisses. Tantra, dachte ich, ist Sex. Natürlich anderer Sex als der, den die meisten von uns leben. Ein Spiel von Minuten, das mit dem Orgasmus endet. Nein, ich dachte es sei sehr langsamer, sehr intimer und gefühlvoller Sex. Aber immer noch Sex. "Tantra ist viel mehr als das", sagt Iva.