Sex über 40 Wie Treue in einer offenen Beziehung auch anders definiert werden kann

  • von Tina Molin
Illustration zeigt Menschen in einer Polyamoren Beziehung
Polyamore Beziehungsmodelle sind beliebt. Damit sie gelingen, gilt es manches zu beachten. 
© Tatjana Junker / stern
Polyamor leben und gleichzeitig verheiratet sein bedarf Arbeit. Was es dafür braucht und wie Treue auch anders ausgelegt werden kann, darüber schreibt Tina Molin in dieser Folge ihrer stern-Kolumne. 

"Ich möchte polyamor leben." Den Wunsch höre ich immer öfter. Bei Freundinnen, im Coaching, bei Instagram. Einerseits kann ich ihn gut verstehen, andererseits wissen die wenigsten, was da auf sie zukommt.

Ich wusste es ehrlich gesagt auch nicht, bis ich ein Abendessen mit Martina und Peter hatte. Beide sind in ihren 60ern und haben sich nach ihrer Scheidung, als die Kinder groß und aus dem Haus waren – kennen und lieben gelernt. Sie sind miteinander verheiratet und leben offen polyamor. Ich war Feuer und Flamme und habe die beiden beim Dinner beim Inder Löcher in den Bauch gefragt.

Das ungewöhnliche Paar hat acht Kinder (nicht zusammen) und bereits Enkelkinder. Peter genießt bis zu vier Beziehungen gleichzeitig – auch zu Männern. Und Martina pflegt neben ihrem Ehemann noch eine Fernbeziehung zu einer Frau. Sie leben also offen "poly". Das bedeutet, dass es neben ihrer Hauptbeziehung noch weiter Liebespartner:innen gibt. Die anderen sind dabei jedoch keine Affären, sondern wirkliche Beziehungen. Alle wissen voneinander und sind fein damit.

Polyamorie erfordert viel Ehrlichkeit

Ich bin tief beeindruckt. Ihr Liebesleben scheint so aufregend, abwechslungsreich und selbstbestimmt. Jeder liebt, wie er oder sie mag. Jeder darf sich sexuell ausleben und einlassen. Verliebtsein, neue Praktiken, andere Geschlechter – es fühlt sich wie ein riesiger Abenteuerspielplatz an.

Doch die beiden winken bei meiner Euphorie ab. 

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