Wohnung gesucht – Umzugsgeschichten Zeichnungen vor der Tür und Klopfen am Fenster: Nina muss vor ihrem Stalker in eine neue Stadt fliehen

  • von Gerrit-Freya Klebe
Ein Mann beobachtet von draußen eine Frau, die am Fenster sitzt
Nina wird von ihrem Ex-Freund gestalkt. Er kann das Ende der Beziehung nicht akzeptieren
© Die Illustration wurde von einer Künstlichen Intelligenz nach Vorgaben von Gerrit-Freya Klebe erstellt. | AI von Canva
Nachts klopft er an ihr Fenster, tagsüber hinterlässt er Herzen für sie an der Bushaltestelle: Nina wird von ihrem Ex-Freund gestalkt. Als letzten Ausweg sieht sie nur noch einen Umzug in eine neue Stadt.

Nina* (Name geändert) versucht, ihren Ex-Freund hinter sich zu lassen. Schon vor Monaten hat sie die Beziehung beendet, doch er lässt sie einfach nicht in Ruhe.

Er malt vor ihrer Tür Zeichen auf den Boden. Wenn sie morgens aus dem Haus geht, sieht sie die und bekommt Gänsehaut. Manchmal baut er auch Pyramiden aus Steinen an die Stelle. Unten ein großer Stein, darauf mehrere immer kleiner werdende Steine. Das haben sie im Urlaub mal zusammen am Strand gemacht. Gestern hat Nina ein großes, weißes Herz an der Bushaltestelle entdeckt. Ihr Ex weiß, dass Nina jeden Morgen vor dort losfährt.

"Warum wollen Sie umziehen?" Die Antworten auf diese Frage sind so vielfältig und spannend wie der Wohnungsmarkt selbst. In dieser Serie lässt der stern jede Woche Menschen erzählen, warum sie eine neue Wohnung suchen.

Am meisten Angst hat sie, wenn er in der Nacht an ihr Fenster klopft. Sie wohnt im Erdgeschoss. Nina möchte gern mit der Vergangenheit abschließen, doch er lässt sie nicht. Stattdessen stalkt er sie. Er kann das Ende der Beziehung nicht akzeptieren.

Nina spricht sehr schnell, sieht sich im Gespräch öfter um, wirkt gehetzt. Für sie ist das nicht zu ertragen. Sie sagt, an manchen Tagen sitzt sie zuhause und weint. Gerade wurden ihr die Weisheitszähne entfernt, die Wunden im Mund schmerzen noch. Gerade jetzt wünscht sie sich Ruhe, doch die findet sie nicht. 

Stattdessen muss sie ihren Umzug organisieren. Sie zieht in eine neue Stadt um, in eine viel größere, in der Hoffnung, dass er sie nicht wiederfindet. Dass sie stattdessen ankommt und wieder ein befreiteres Leben führen kann. Denn das, sagt sie, spürt sie sehr deutlich: Ihr fehlt die Leichtigkeit, die sie früher einmal hatte. Nina hat fast ihren gesamten Freundeskreis verloren. Von sich aus hat sie den Kontakt abgebrochen. Zu groß ist die Angst, dass ihr Ex über gemeinsame Freunde an Informationen gelangen könnte.

Auch ihren Job hat sie gekündigt. Sie arbeitet im sozialen Bereich und hofft, in der größeren Stadt schnell eine neue Stelle zu finden. Schon mehrmals hat sie überlegt, zur Polizei zu gehen. Doch sie sagt, sie könne ihm nichts nachweisen. Die Zeichnungen, die Symbole, das Klopfen, das sei zu subtil. Sie fürchtet, er könnte sich ohne Probleme rausreden.

Mit Fremden trifft Nina sich nur noch an öffentlichen Orten, an Bushaltestellen etwa. In der neuen Stadt zieht sie in ein belebtes Viertel, ein Mietshaus mit anderen Parteien. Ihre neuen Möbel und Teppiche sucht sie über Kleinanzeigen. Am liebsten Dinge, die zu verschenken sind. Ihr Neuanfang soll nicht so teuer sein. Sie möchte auch ihre Möbel in der anderen Stadt lassen. Alles, was sie an ihren Ex-Freund erinnert. 

Suchen auch Sie eine neue Wohnung und wollen Ihre Umzugsgeschichte erzählen, gern auch anonym? Haben Sie Kritik, Anregungen, Wünsche an die Serie? Schreiben Sie der Autorin eine E-Mail an: klebe.freya@stern.de