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Steuerhinterziehung Alice Schwarzers Weltbild in ihren Zitaten

Ihr Kampf um Gleichberechtigung war auch immer ein Ringen um Moral. Nun steht Alice Schwarzer in der Kritik wegen Steuerhinterziehung. Zu Recht? Messen wir sie an ihren eigenen Aussagen.
Von Niels Kruse

Wer sich aus dem Fenster lehnt, muss damit rechnen, dass draußen Wetter ist. Alice Schwarzer hat sich oft aus dem Fenster gelehnt. Und oft sehr weit. Sonnenschein erwartete sie dort nur selten, doch nun, wo ihr kleines Ex-Steuerproblem bekannt geworden ist, wird es richtig ungemütlich. Viele, die die Feministin im Laufe ihres Lebens unsanft angegangen ist, reiben sich die Hände und treten beherzt zurück. Ist das fair? Gar gerechtfertigt? Jemand wie sie, die immer die höchstmoralischste Messlatte anlegt, muss sich wohl oder übel an anderen Maßstäben messen lassen als etwa Ottilie-Normal-Steuerhinterzieherin. Am besten an ihren eigenen - Schwarzers Weltbild in ihren Zitaten.

"Frauen sind nicht etwa die besseren Menschen; sie hatten bisher nur nicht so viel Gelegenheit, sich die Hände schmutzig zu machen"
Ein Klassiker unter den Bonmots von Alice Schwarzer.

"Das Private ist politisch"
Eine Art Lebenseinstellung, auf die sie sich immer wieder bezieht. Zuletzt benutzt in einem Kommentar über die öffentlich gewordene Affäre des französischen Staatspräsidenten Francois Hollande.

"Nur Frauen beherrschen die Kunst, so lange ein Auge zuzudrücken, bis sie klarer sehen"

"Frauen müssen lernen, nicht immer geliebt werden zu wollen"
Ebenfalls ein wichtiges Leitbild. Als Ratschlag an die Frauen gemeint, sich ein "Vorbild" an den Männern zu nehmen.

"Am liebsten habe ich Happy Ends. Das Leben ist schon kompliziert genug"

"Die Frauen haben gelernt, die Stärke der Männer zu bewundern. Die Stärke anderer Frauen ist ihnen verdächtig"
Passend dazu ein Spruch der Grünen NRW-Landtagsabgeordnete Daniela Schneckenburger: "Unbestritten war Alice Schwarzer die Galionsfigur der Frauenbewegung. Doch inzwischen hat sie sich im Vorhof der Macht sehr bequem gemacht."

"Wenn es eines Tages keine Rolle mehr spielt, ob ich ein Mann oder eine Frau bin, erst dann habe ich meine Zukunftsvision vom Zusammenleben der Geschlechter erreicht"
Wenn Bankkonten in der Schweiz bislang eher eine Männerdomäne waren, wie etwa Blut- und Hoden-Kolumnist Franz-Josef Wagner in der "Bild"-Zeitung schreibt, dann steht Schwarzers Vision kurz vor der Erfüllung.

"Wir sind die Frauen, vor denen die Männer uns gewarnt haben"
Variation des Sponti-Klassikers "Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben."

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