Redewendungen Diese Sprüche sagt heute kein Mensch mehr

Es gibt Sätze, die hat man früher ständig gehört und heute gar nicht mehr. Sie wurden von der technischen Entwicklung aus der Alltagssprache verbannt. Können Sie sich noch an die folgenden erinnern?

Münzfernsprecher, Plattenspieler und Schreibmaschinen - allesamt Geräte, die vor nicht allzu langer Zeit nicht wegzudenken waren. Dennoch sind sie heute längst verschwunden - und mit ihnen jede Menge Ausrufe, Sprüche und Redewendungen, die vor einer Generation noch absolut gängig waren.

Hat mal jemand 20 Pfennig?

Ein Klassiker aus grauer Vor-Handy-Zeit. Unvergessen ist die Schimanski-Szene, in der der Duisburger Prügel-Kommissar ganz allein eine Bande von vermeintlichen Kriminellen an die Wand stellt, daraufhin Polizei-Verstärkung anfordern will, aber nicht genug Münzgeld zur Hand hat. Kleinlaute Frage an die Festgenommenen: "Hat jemand von euch 20 Pfennich?" 

Die Platte hat 'nen Sprung

Das war der Standardkommentar, wenn die Nadel des Plattenspielerarms in einer Macke hängenblieb. Man musste den Arm dann leicht anschubsen, sonst hörte man immer wieder dieselbe Stelle. Lieblingsplatten hatten oft mehrere Kratzer, und gerade Kinder brachten die Kunst, dem Plattenarm schon kurz vor Erreichen der Stelle einen Schubs zu geben, zu höchster Vollendung.

Ne alte Frau ist kein D-Zug

Die Wurzeln dieses Satzes reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1892 wurden die ersten D-Züge bei der Preußischen Staatsbahn eingesetzt, erläutert Susanne Kill, bei der Deutschen Bahn zuständig für die Konzerngeschichte. Das D ist eine Abkürzung für die Durchgangswagen, die die alten kutschenartigen Abteilwagen ablösten. "Die Züge waren schnell und komfortabel." Kill vermutet, dass der Spruch von der alten Frau - wahlweise auch dem alten Mann - schon in der Weimarer Republik populär war. Und er ist im Kern eine Beschwerde über allzu große Eile. In den 70er-Jahren wurde der D-Zug bei der Bundesbahn durch den IC abgelöst. 

Ich leg mal eben den Hörer ab

Das sagte man früher, wenn es während eines Telefongesprächs an der Haustür klingelte, wenn das Kind schrie oder man aus irgendeinem anderen Grund in den Nebenraum musste. Denn die normale Telefonschnur war gerade mal einen halben Meter lang. Das Gegenteil von mobil also. Untrennbar verbunden sind damit die Frage "Sind Sie noch dran?" oder ein fröhliches "Da bin ich wieder".

Mist, das Lied ist nicht ganz draufgegangen

Weil nämlich das Band in der Kassette schon zu Ende war. Fast jeder Teenager schnitt früher die Hitparade im Radio mit - und ärgerte sich deshalb zum Beispiel, wenn der Moderator am Ende in den Song reinquatschte. Spätgeborene werden auch nicht mehr wissen, welche Fertigkeiten im Kassetten-Zeitalter nötig waren, um den Bandsalat eines heraushängenden Tonstreifens wieder in Ordnung zu bringen: Man drehte mit einem Bleistift am Rädchen und spulte das Band dadurch mit viel Geduld wieder auf. Bei Philips, dem Erfinder der Musikkassette, wurde die Produktion der bespielbaren Tonträger 2006 eingestellt.

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Schaltet doch mal eben Euer Fax an

Auf dem Höhepunkt der Fax-Kommunikation in den 90er-Jahren wurden oft lustige Überraschungsfaxe verschickt. Blöd war nur, wenn das Faxgerät des Adressaten gerade nicht angeschlossen war. Denn Telefon und Fax hatten häufig dieselbe Nummer. Wenn man dann anrufen musste mit der Bitte "Könnt ihr mal euer Fax einschalten?", war die Überraschung natürlich nicht mehr ganz so gelungen. Umgekehrt konnte es einem passieren, dass man jemanden anrufen wollte, dann aber nur das laute Piepsen und Rauschen des Fax-Gerätes zu hören bekam.

Frag mal den Opa

Ist fast genauso außer Gebrauch wie: "Schlag das doch im Lexikon nach". Wenn man früher irgendeinen Fakt recherchieren wollte, dann konnte man in die Stadtbibliothek gehen, und wenn man dort nicht fündig wurde, konnte man jemanden fragen, der sich mit dem Thema auskannte. Wusste der's auch nicht, blieb die Frage eben unbeantwortet. Oder man stritt endlos darüber. Eigentlich müsste es heute viel weniger Konfliktstoff geben, weil sich die meisten Tatsachen in Sekundenschnelle bei Wikipedia nachlesen lassen. Aber selbst da stimmt ja nicht immer alles.

Oh nein - vertippt!

Jedes Mal, wenn man eine falsche Taste der Schreibmaschine gedrückt hatte, war das ein Problem. Denn dann stand da der falsche Buchstabe auf dem Papier. Um ihn wegzubekommen, musste man kleine Korrekturfolien einlegen oder mit einem Pinselchen Korrekturflüssigkeit drüberstreichen. Wie geschickt man darin auch war - man sah's am Ende immer. Deshalb gab's meist nur eins: Die ganze Seite neu tippen! Wahrlich ein Zeitfresser.

Kannst Du das Knöpfchen runterdrücken

Jede Autotür musste früher separat und von Hand verriegelt werden, indem man ein Knöpfchen runterdrückte. Die entsprechende Bitte des Fahrers an den Beifahrer oder an die Kinder auf den Rücksitzen war deshalb Standard. 

Wissen Sie, wo die Straße XY ist?

Frauen können angeblich keine Karten lesen und Männer bringen es nicht über sich, nach dem Weg zu fragen. All das spielt heute keine Rolle mehr, denn man folgt dem Navi - selbst wenn es geradewegs in den Rhein führt, was zum Beispiel in Köln immer wieder mal vorkommt.

Das weiß ich zum Glück auswendig

Nummern, Namen, Fakten - früher hatte man vieles einfach im Kopf. Wie viele Telefonnummern manche Leute auswendig kannten - unfassbar! Heute macht sich kein Mensch mehr die Mühe. Wurde eigentlich schon erforscht, welche Folgen das fürs menschliche Gehirn hat? Trainiert wird es auf diese Weise jedenfalls nicht mehr.

Hoffentlich sind die Urlaubsbilder was geworden

Im Zeitalter der Digitalkamera kann man sich nicht mehr vorstellen, wie aufgeregt man früher war, wenn man zirka zwei Wochen nach dem Ende des Urlaubs die fertig entwickelten Fotos abholen konnte. Erst dann zeigte sich, ob sie nicht verwackelt, unterbelichtet oder abgeschnitten waren. Ganz abgesehen davon, dass man manches Foto nicht machen konnte, weil der Film zu Ende war. Siehe Kassette.

DPA
jek

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