50. Welt-Lepra-Tag Geißel der Menschheit

Als Aussätzige hat sie die Bibel beschrieben. Auch heute noch verbergen sich Leprakranke aus Angst vor sozialer Ausgrenzung. Jedes Jahr erkranken etwa 700 000 Menschen neu an Lepra.

Als Aussätzige hat sie die Bibel beschrieben. Auch heute noch verbergen sich Leprakranke aus Angst vor sozialer Ausgrenzung und gehen nicht zum Arzt. Jedes Jahr erkranken nach Expertenangaben etwa 700 000 Menschen neu an Lepra. «Die Krankheit ist zwar seit 20 Jahren heilbar, aber wir haben das Problem noch nicht im Griff», sagt der Präsident der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW), Horst Frank. Der Welt-Lepra-Tag am 26. Januar erinnert in diesem Jahr zum fünfzigsten Mal an diese jahrhundertealte Geißel der Menschheit.

«Die Krankheit braucht eine Lobby. Wir versuchen, an das Gewissen der Menschen zu appellieren», sagt Frank. Dies scheint nötiger denn je, denn die Spendensumme an das weltweite größte Hilfswerk seiner Art ist seit Jahren rückläufig. Vielleicht kann die kürzlich erfolgte Namensänderung der Organisation mit Sitz in Würzburg dieser Entwicklung entgegen wirken. Nach 46 Jahren strich das «Deutsche Aussätzigen-Hilfswerk» (DAHW) den Begriff «Aussatz» aus seinem Titel und wandelte den Namen um in «Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe». Das eingeführte Kürzel «DAHW» bleibt aber erhalten.

Immer weniger Menschen könnten mit dem Wort «Aussatz» etwas anfangen, begründet der Präsident des Hilfswerks die Entscheidung. Der Begriff, mit dem in der Bibel die Ausgrenzung von Leprakranken aus der Gesellschaft beschrieben wird, ist nur in Deutschland gebräuchlich. Oft werde mit «Aussatz» etwas Abstoßendes bis Ekel erregendes verbunden, klagt Frank. «Wir kämpfen gegen das Stigma, das den Leprakranken anhaftet», berichten die Mitarbeiter der Hilfsorganisation. «Aussätzig ist man nicht, aussätzig wird man gemacht».

Indien mit den meisten Leprakranken

Im vergangenen Jahr förderte das DAHW mit etwa 16 Millionen Euro Projekte in 45 Ländern. Die meisten Leprakranken gibt es in Indien. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Krankheit bis 2005 unter Kontrolle zu bringen, sei völlig unrealistisch, meint Frank. Ein Hautproblem liege darin, das die Krankheit im Frühstadium schwer zu erkennen sei. Die Inkubationszeit kann laut DAHW bis zu 30 Jahre betragen.

Mit einer Antibiotika-Kombinationstherapie ist Lepra seit Anfang der 80er Jahre heilbar. «Damit werden die Menschen bakterienfrei, was aber nicht heißt, dass damit die auch die physischen Handicaps der Patienten beseitigt werden können», erklärt DAHW-Präsident Frank. Folgeerscheinungen wie Verstümmelungen an Händen und Füßen oder Blindheit prägen das Bild der Krankheit, die Haut und Nerven befällt. Im späten Stadium sterben Gliedmaßen ab. Ausgelöst wird Lepra durch Bakterien. Ein Impfstoff konnte nach Angaben des DAHW noch nicht entwickelt werden.

Sozialarbeiter vor Ort sind der Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen die Lepra. Sie kennen die Empfindlichkeiten der Menschen und sollen helfen, die behandelten Patienten wieder ins das Berufs- und Alltagsleben einzugliedern. «Wir wollen die Menschen wieder in die Lage versetzen, dass sie selbst ihr täglich Brot verdienen können», betont Frank. So vergibt die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe auch Kleinkredite für Arbeitsgeräte in Landwirtschaft und Handwerk oder bietet Ausbildungskurse an. In einem Dorf in Tansania wurde beispielsweise eine Fischer-Kooperative ins Leben gerufen, in der Fischer gemeinsam ihre Ware vermarkten.

«Wir müssen die Krankheit bekämpfen und damit Armut verhindern. Denn die Krankheit macht arm», sagt der 58-jährige DAHW-Präsident, der selbst zwei Jahre lang als Mediziner in Äthiopien Patienten versorgt hat. Auch in der kombinierten Behandlung von Lepra und Tuberkulose hat das 1957 von Würzburger Journalisten gegründete Hilfswerk eine Vorreiterrolle übernommen. In Pilotprojekten soll bald erprobt werden, wie auch HIV-Patienten im Rahmen der bewährten Strukturen mit internationalen Partnern besser behandelt werden können.

Stichwort: Lepra

Lepra ist eine ansteckende Krankheit, die von Bakterien ausgelöst wird. Erreger ist das um 1872 entdeckte Mycobacterium leprae, der Infektionsweg ist noch nicht genau bekannt. Der Aussatz kommt vor allem in tropischen und suptropischen Ländern mit geringem Hygienestandard vor und hat im Wesentlichen zwei Verlaufsformen:

Die Nervenlepra (tuberkuloide Lepra) führt zu fleckenartigen Hautveränderungen und strangartigen Nervenverdickungen. Die Nervenschäden können zu Gefühlsstörungen und Lähmungen führen. Wegen des mangelnden Schmerzempfindens lassen Leprapatienten ihre Verletzungen oft nicht ausreichend behandeln.

Die Nervenlepra hat eine bessere Prognose als die wesentlich ansteckendere lepromatöse Lepra, die sich durch Haut-Knoten vor allem im Gesicht bemerkbar macht. Bei dieser Form kann es zu schweren Nervenschäden und Verstümmelungen an Gesicht und Gliedmaßen kommen.

Weniger ansteckend als früher angenommen

Lepra ist weniger ansteckend als früher angenommen. Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit können mehrere Jahrzehnte vergehen. Besonders stark von der Krankheit betroffen ist Indien. Aber auch Brasilien, Indonesien, Myanmar und verschiedene afrikanische Länder gehören zu den Brennpunkten. Eine Impfung gibt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts nicht. Die Krankheit lässt sich mit Antibiotika gut behandeln.

DPA
Claudia Möbus

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