Der Kopf juckt, das Kind kratzt sich ständig: Es hat Läuse. Wie peinlich, denken viele Eltern dann. Dabei hat ein Befall mit den flügellosen Parasiten überhaupt nichts mit mangelnder Hygiene zu tun - häufiges Haarewaschen hilft gar nichts, sondern führt höchstens zu sauberen Läusen. Die flinken Kletterer lieben Haare, egal in welchem Zustand.
Läuse können sich am besten in menschlichen Haaren bewegen, und nur auf der menschlichen Kopfhaut können sie sich überhaupt vermehren. Und das tun sie rasend schnell: Eine Laus lebt etwa drei Wochen und kann in dieser Zeit bis zu 300 Eier, die so genannten Nissen, legen.
Läuse saugen alle paar Stunden Blut
Nach ein bis zwei Wochen schlüpfen aus den Eiern Larven. Sie sind nach einer weiteren Woche geschlechtsreif und vermehren sich munter. Da Läuse Blutsauger sind, genehmigen sie sich alle drei bis sechs Stunden eine Mahlzeit. Dabei hinterlassen sie ein wenig Speichel in der Bisswunde, der oft den heftigen Juckreiz verursacht.
Deshalb wird sich Ihr Kind ständig am Kopf kratzen, besonders hinter den Ohren oder im Nacken. Allerdings sind die kleinen Biester schwer zu erkennen: Sie sind nur knapp drei Millimeter groß und flink unterwegs. Läuse übertragen zwar keine Krankheiten, aber die aufgekratzten Bisswunden können sich entzünden und eitern.
Ein Laus-frei-Attest brauchen Sie erstmal nicht
Eltern sind übrigens verpflichtet, dem Kindergarten oder der Schule zu melden, wenn Ihr Kind Kopfläuse hat. Nach einer ersten Behandlung mit einem geeigneten Arzneimittel darf Ihre Tochter oder Ihr Sohn die Einrichtung auch wieder besuchen, aber natürlich müssen Sie Ihr Kind weiter behandeln.
Einige Schulen und Kindergärten bestehen darauf, dass Sie ein ärztliches Attest vorlegen, das Ihrem Kind Kopflausfreiheit bescheinigt. Das brauchen Sie aber nicht. Beim ersten Befall reicht eine mündliche oder schriftliche Bestätigung der Eltern völlig aus. Nur wenn das Kind innerhalb von vier Wochen erneut von Läusen heimgesucht wird, ist ein solches Attest erforderlich.
Zum Arzt sollten Sie spätestens gehen, wenn Ihr Kind sich blutig kratzt oder sich bereits Hautstellen entzündet haben oder eitern.
Diagnose
Sie können die Kopfhaut Ihres Kindes nach erwachsenen Läusen und den so genannten Nissen absuchen. Das sind die Eihüllen der Läuse: kleine milchig-weiße bis transparente oder grau-bräunliche ovale Gebilde, die an den Haaren nahe der Kopfhaut kleben. Vier bis zehn Stück dieser Nissen legt jede weibliche Kopflaus pro Tag. Mit einer normalen Haarbürste können sie leider nicht ausgekämmt werden, das unterscheidet sie zum Beispiel von Schuppen oder Staubpartikeln.
Um die Läuseeier aus den Haaren zu streifen, brauchen Sie einen speziellen Nissenkamm, dessen Zinken besonders eng zusammenstehen. Solche Kämme bekommen Sie in der Apotheke. Damit können Sie Strähne für Strähne das Haar durchkämmen. Bleiben Eihüllen an den Zinken hängen, ist die Diagnose eindeutig.
Sie können auch zum Kinderarzt gehen. Er wird allerdings nichts anderes machen: den Nissenkamm zücken und sehen, was hängen bleibt. Dennoch lohnt sich ein Besuch beim Arzt. Denn einige Medikamente gegen die Parasiten sind verschreibungspflichtig.
Therapie
Es gibt verschiedene Medikamente, die den Läusen zu Leibe rücken können. Sie werden von der Kinderärztin verschrieben. Die Kosten für viele Läusemittel werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sofern das Opfer zwölf Jahre alt ist oder jünger.
Es gibt allerdings auch Wirkstoffe, die Sie rezeptfrei in der Apotheke kaufen können. Dort bekommen Sie auch einen Nissenkamm, mit dem Sie Eier und Läuse aus dem Haar kämmen sollten - auch dann, wenn Ihr Kind Medikamente gegen die Blutsauger bekommt.
Die Chemie-Keule aus Chrysanthemen tötet Läuse
Kinderärzte verschreiben oft speziell gegen die Parasiten entwickelte Insektizide. Diese Mittel töten lebende Läuse ab, aber häufig nicht ihre Eier: Ein Läuseei entwickelt erst nach vier Tage ein Nervensystem, auf das ein Insektizid tödlich wirken kann. Deshalb sollten Sie die Behandlung nach acht bis zehn Tagen wiederholen, um sicher zu gehen, dass auch alle nachgereiften Läuse vernichtet sind.
Es gibt verschiedene Insektizide:
- Pyrethrum-Extrakt zum Beispiel wird aus Chrysanthemen gewonnen. Er tötet Läuse und Larven sowie einen Teil der Eier ab.
- Permethrin ist ein synthetisch hergestellter Wirkstoff, der den Chrysanthemen-Extrakt nachahmt. Er ist das gängigste Mittel, da er als am besten verträglich gilt. Allerdings bleibt er länger auf der Kopfhaut und erhöht so das Risiko für Nebenwirkungen. Und da seine Wirkung mit der Zeit schwächer wird, erwischt er nicht alle neu geschlüpften Läuse.
- Einige Produkte enthalten noch das Desinfektionsmittel Chlorkresol, das von einigen Kindern nicht gut vertragen wird.
Bei der Behandlung mit einem Insektizid sollten Sie immer im Kopf behalten: Es ist und bleibt ein Nervengift! Manchmal brennen die Mittel auf der Kopfhaut und machen die Haare stumpf. Und sie können - besonders bei langer oder häufiger Anwendung - gesundheitsschädlich sein.
Da für Kinder andere Mengenangaben gelten, beachten Sie unbedingt die Dosierungsanleitung. Das Problem bei allen Insektiziden ist: Läuse können gegen die Wirkstoffe resistent werden. Und dann wirkt die Chemie-Keule gar nicht.
Silikonöl erstickt die Biester
Eine Alternative zu den Insektiziden sind Kopflausmittel auf Silikonölbasis. Ihre Wirkung ist einfach aber effektiv - sie ersticken die Läuse: Das Öl dringt in die Atemöffnungen der Parasiten ein und verklebt sie.
Verschiedene Hersteller versprechen, dass auch ihre pflanzlichen Produkte die Läuse mit ätherischen Ölen oder Fettsäuren vernichten. Diese Mittel sollen ähnlich wirken wie die aus Silikonöl: Sie ersticken die Läuse. Zur Zeit ist aber nur ein Shampoo auf Kokosnussöl-Basis auf dem Markt, dessen Wirksamkeit vom Umweltbundesamt bestätigt wurde. Bei allen anderen pflanzlichen Mitteln wurde der Behandlungserfolg noch nicht durch klinische Studien abgesichert.
Gut gekämmt ist schon gewonnen
Egal mit welchem Mittel Sie den Läusen den Garaus machen: Zusätzlich sollten Sie die nassen Haare Ihres Kindes mit dem Nissenkamm bearbeiten. Mit den sehr feinen und eng aneinander liegenden Zinken können Sie die Läuse und ihre Eier, die Nissen, herauskämmen.
Sie möchten die Parasiten ohne Kopflausmittel und nur mit dem Nissenkamm vertreiben? Dann stellen Sie sich auf eine längere Prozedur ein - mit dem Risiko, selbst von den Tierchen heimgesucht zu werden. Sie sollten dann wenigstens zwei Mal in der Woche die Haare Ihres Kindes Strähne für Strähne auskämmen und mit einer Lupe Kopfhaut und Haare nach Eihüllen absuchen. Das Ganze mindestens über einen Zeitraum von vier Wochen, auf jeden Fall solange, bis Sie keine Läuse mehr finden.
Mit verdünnter Essigsäure wird das Auskämmen leichter: Nehmen Sie am besten drei Esslöffel Essig auf einen Liter Wasser. Spülen Sie die Haare mit dem lauwarmem Essigwasser mehrfach aus, dann gleitet der Nissenkamm fast von selbst durch.
Ist Ihr Säugling oder Kleinkind von Läusen befallen, sollten Sie sich besser von einem Arzt beraten lassen. Auch Schwangere sollten die Parasiten nicht auf eigene Faust bekämpfen. Genau wie stillende Mütter, denn manche Mittel erfordern eine Stillpause von mehreren Tagen.
Tipps
Kopfläuse lassen sich nicht mit heißer Luft vertreiben: Verzichten Sie also auf den Fön, der die Kopfhaut Ihres Kindes nur zusätzlich schädigen kann. Auch ein Saunagang hilft kaum gegen die Biester.
Babys, die noch keinen Wert auf eine gute Frisur legen, lassen sich recht leicht von den Blutsaugern befreien: Schneiden Sie die Haare ganz oder bis auf wenige Millimeter ab, das nimmt den Läusen den Lebensraum oder erleichtert zumindest das Auskämmen.
Benutzen Sie ein chemisches Läusemittel, sollten Sie Ihrem Kind vorher mit einem ph-neutralen Shampoo die Haare waschen. Denn Fett im Haar löst den Wirkstoff des Medikaments auf. Rubbeln Sie die Haare so trocken wie möglich und verwenden Sie dann den verschriebenen Wirkstoff. Waschen Sie die Haare nur mit lauwarmem Wasser aus und nicht mit heißem. Sonst öffnen sich die Poren der Kopfhaut und nehmen noch mehr Giftstoffe auf.
Waschen Sie Wäsche, Stofftiere und Kämme bei 60 Grad
Wenn Sie mit der Behandlung beginnen, wechseln Sie Handtücher und Wäsche. Waschen Sie mit mindestens 60 Grad. Bürsten und Kämme können Sie zehn Minuten in heißes Seifenwasser legen, damit Eier und Larven abgetötet werden.
Stecken Sie Stofftiere und Wollsachen drei Tage luftdicht in einen Plastiksack. Danach waschen Sie alles wie gewohnt. Auf Insektizid-Sprays oder Desinfektionsmittel können Sie verzichten.
Suchen Sie die Kinder immer wieder ab
Wenden Sie chemische Läusemittel niemals zur Vorbeugung an! Denn die Insekten könnten immun gegen das Medikament werden. Tritt dann der Notfall ein, ist die Behandlung Ihres eigenen Kindes, aber auch die von anderen Kindern möglicherweise nur noch schwieriger.
Kontrollieren Sie immer wieder in regelmäßigen Abständen über zehn Tage hinweg die Haare Ihres Kindes. Auch Ärzte können mal eine Laus übersehen. Oder Ihr Kind hat sich vielleicht bei einem Spielkameraden schon wieder eine Laus eingefangen. Und beobachten Sie auch Ihren eigenen Schopf: Wer mit einem Laus-Buben oder -Mädchen kuschelt, bekommt schnell selbst Besuch von den Parasiten.
Expertenrat
Professor Hermann Feldmeier vom Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Charité Berlin antwortet
Wie schädlich sind Insektizide zur Behandlung gegen Kopfläuse? Insektizide sind Nervengifte und wurden für die Landwirtschaft entwickelt, um Pflanzen schädlingsfrei zu halten. Werden Sie bei Kindern gegen Kopfläuse angewendet, ist es extrem wichtig, die Dosierungsvorschriften des Herstellers zu beachten. Hat sich Ihr Kind seine Kopfhaut nicht aufgekratzt, ist das Risiko gering. Meistens bemerken Eltern aber erst die Läuse, wenn sich das Kind stark kratzt und die Kopfhaut dadurch bereits beschädigt ist: Dann ist unberechenbar, wie viel Insektizid in den Körper gelangt.
Können sich Eltern die Behandlung mit Insektiziden sparen, weil die Läuse eventuell sowieso resistent sind?
Für Deutschland gibt es bisher keine Daten, inwieweit Läuse gegen Insektizide resistent sind. Untersuchungen in Nachbarländern zeigen aber, dass kein Kopflausmittel mehr hundertprozentig wirkt: Manche Läuse entwickeln gegen alle Wirkstoffe Resistenzen. In Dänemark zum Beispiel sind Läuse zu 70 Prozent resistent gegen den Wirkstoff Permethrin, der in Deutschland häufig verwendet wird.
Welche Alternativen empfehlen Sie?
Statt Läuse mit Nervengift zu töten, lassen sie sich auch zuverlässig mit Dimeticonen vertreiben. Das sind Silikonöle, die auch in vielen kosmetischen Produkten vorkommen. Sie dringen in die Atemöffnungen der Läuse ein und ersticken sie. Der Vorteil: Gegen diese Mittel können Läuse keine Resistenzen entwickeln. Gesundheitsschädliche Nebenwirkungen kommen so gut wie nicht vor. Auch Schwangere können diese Mittel benutzen. Der Nachteil: Im Gegensatz zu den Insektiziden übernehmen die Krankenkassen bislang nicht die Kosten. Das Gleiche gilt für Pflanzenmittel etwa auf Kokosnussölbasis, deren Wirksamkeit erwiesen ist.