Fast drei Wochen nach dem ersten Mers-Fall in Südkorea ist die Zahl der Patienten mit der potenziell tödlichen Atemwegserkrankung in dem Land sprunghaft angestiegen. Das Gesundheitsministerium meldete am Montag 23 Neuerkrankungen und damit den stärksten Sprung von einem zum nächsten Tag. Erstmals war auch ein Teenager betroffen. Zudem forderte der bisher größte Mers-Ausbruch außerhalb des Nahen Ostens ein sechstes Todesopfer.
Insgesamt 87 Infektionen sind inzwischen im Land erfasst. Es ist der größte Ausbruch der schweren Atemwegserkrankung außerhalb des Nahen Ostens.
Trotz des sprunghaften Anstiegs erklärte Gesundheitsminister Moon Hyung Pyo lokalen Medienberichten zufolge im Parlament, nach seiner vorsichtigen Voraussage könnte das Tempo der Ausbreitung diese Woche abnehmen. Der geschäftsführende Premierminister Choi Kyung Hwan versuchte die Bevölkerung zu beruhigen. Bisher seien alle Mers-Fälle auf Infektionen in Krankenhäusern zurückzuführen. Die Regierung könne den Ausbruch unter Kontrolle bringen.
"Mit angemessener Quarantäne und Hygiene wird sich das Virus nicht so sehr verbreiten", sagte der Premierminister. Mehr als 2000 Menschen, die sich angesteckt haben könnten, sind unter Quarantäne gestellt, fast 1300 Schulen und Kindergärten vorübergehend geschlossen.
Infizierte auf dem Weg der Besserung
Die Befürchtung, dass sich das Coronavirus (Mers-CoV) seit dem ersten Nachweis 2012 in Saudi-Arabien verändert haben könnte, bewahrheiteten sich bei Analysen nicht. Zudem meldete das Ministerium, dass erstmals eine zuvor mit Mers infizierte Patientin in Südkorea wieder gesund sei. Die Frau des ersten Mers-Patienten habe das Krankenhaus verlassen.
Ihr Mann sei ebenfalls auf dem Weg der Genesung, berichteten südkoreanische TV-Sender unter Berufung auf die Behörden. Bei dem 68-Jährigen war am 20. Mai das Virus nach einer Nahost-Reise nachgewiesen worden. Alle weiteren Infektionen von Patienten, Klinikpersonal oder Besuchern gingen von ihm aus.
Virus von 68-jährigem Mann eingeschleppt
Südkoreas Behörden gehen davon aus, dass das Coronavirus (Mers-CoV) im Mai von einem 68-Jährigen eingeschleppt wurde, der zuvor von einer Nahostreise zurückgekehrt war. Der Erreger war 2012 erstmals in Saudi-Arabien nachgewiesen worden. Er gehört zu den Coronaviren, zu denen viele Erkältungsviren und auch der Sars-Erreger zählen. Typische Symptome des "Middle East Respiratory Syndrome" sind Fieber, Atemprobleme, Lungenentzündung und Nierenversagen.
Gleicher Erreger wie im Nahen Osten
Eine Analyse des Virus-Erbguts habe ergeben, dass es sich nicht von einem Erreger-Stamm unterscheide, der im Nahen Osten vorkomme, teilte das Ministerium mit. Die Viren eines südkoreanischen Mers-Patienten glichen zu 99,55 Prozent einer Virenprobe von einem Infizierten in Saudi-Arabien. Gesundheitsexperten hatten befürchtet, dass sich der Erreger verändert haben und sich so rascher ausbreiten könnte.
Das Mers-Virus wurde 2012 zum ersten Mal in Saudi-Arabien nachgewiesen. Der Erreger wurde nach bisheriger Erkenntnis seit vielen Jahren unerkannt von Kamelen auf Menschen übertragen. Es gehört zu den Coronaviren, zu denen viele Erkältungsviren und auch der Sars-Erreger zählen. Typische Symptome des "Middle East Respiratory Syndrome" sind Fieber, Atemprobleme, Lungenentzündung und Nierenversagen. Bis zum 4. Juni waren bei der Weltgesundheitsorganisation 1185 bestätigte Mers-Fälle erfasst, mindestens 443 der Patienten starben.