Es gibt sehr viele Brustkrebsorganisationen, Buchautoren, Vereine, Gesellschaften, Projekte etc. Fast alle sind pink. Viele verkaufen „breast-cancer-awareness“ mit Merchandising oder Bücher. Aber wer verdient daran?
Ich werde hier keine Liste aufstellen, welche Organisationen oder Personen seriös sind. Das übersteigt bei weitem meine Recherchefähigkeiten. Da ich eigentlich sehr gut im Thema stecke, können Sie dadurch gut erkennen, wie schwer es ist, die Guten von den Bösen zu unterscheiden. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich ein Projekt sehr gut anzusehen, welches man auch nur mit einem „like“ unterstützten will – geschweige denn finanziell.
Vor 3 Monaten flog zum Beispiel die Australierin Belle Gibson auf. Sie gab vor, ihren Krebs mit einer eigens entwickelten Diät geheilt zu haben, doch sie hatte gar keinen Krebs. Mit ihrem Netz aus Lügenmärchen verdiente sie viele Millionen aus Buch- und App-Verkäufen. Für mich ist das unfassbar verantwortungslos, denn es gab vielleicht auch Menschen, die ihr glaubten und die normale Therapie abgebrochen haben und starben. Für mich ist das indirekter Mord!
Entsprechend lautet meine Antwort auf die zur Zeit geführte Diskussion, Belle Gibson nicht zu hart und zu lange zu bestrafen: Die volle Breitseite, bitte! Jeder, der indirekt von ihr geschädigt wurde, einen Verwandten verloren hat, der Gibson geglaubt hat, sollte aufstehen und einen Prozess gegen sie anstreben.
Andere BetrügerInnen gab es schon vorher, aber die haben wenigstens „nur“ Geld ergaunert und nicht anderen Menschen das Grab geschaufelt.
Jamie Lynn Toler finanzierte eine Brustvergrößerungs-Op mit 8.000 Dollar Spenden aus ihrer Brustkrebslüge (erkennen Sie hier auch Sarkasmus?). Angie Gomez „erwirtschaftete“ mit ihrer Leukämielüge 17.000 Dollar. Scott Wellingtons Geschichte, seine Frau wäre an Krebs gestorben, flog auf, als eben diese ein Beileidsschreiben öffnete. Vanessa Barry wurde lediglich zu 75 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt, nachdem 20.000 Dollar für ihren nicht vorhandenen Hirntumor gespendet wurden. Kristen Hines/Jones kann dagegen aus dem Gefängnis nicht mehr auf die ergaunerten 10.000 Dollar zugreifen. Jessica Vega wollte sich durch eine erlogene Leukämie den Honeymoon mit viel Geld versüßen. Elizabeth Edmunds belegte ihren erdachten Eierstockkrebs mit der Rasur ihrer Haare. Für sie hatten sogar gutgläubige Freunde Geld gesammelt. Sonja und Gerald Luker haben sich mit einer 6-Jahres-Krebs-Lüge eine Hausrenovierung und eine Harley finanziert. Martha Nicholas glaubte sich wahrscheinlich selbst, als sie sich im Rollstuhl „zu schwach durch die Chemo“ rumfahren lies. Sie spielte sogar ihren 10- und 13-jährigen Kindern zwei Jahre vor, dass sie bald an Krebs sterben werde.
Und das sind nur die persönlichen Fälle, von denen ich gelesen habe. Sie hinterlassen einen ganz besonders üblen Nachgeschmack, da sich andere Menschen mit ihnen identifiziert haben oder persönlich helfen wollten.
Doch es gibt auch den großen Bluff. Behörden der USA haben offenbar einen massiven Betrug von 4 Krebs-Scheinfirmen aufgedeckt, die seit 1987 Spendengelder veruntreuen. Allein in den Jahren 2012 bis 2014 waren es 187 Millionen Dollar. Unter Verdacht stehen der Cancer Fund of America (CFA), die Cancer Support Services (CSS), der Children’s Cancer Fund of America (CCFOA) und die Breast Cancer Society (BCS).
Mich macht das sprachlos. Was sind das für Menschen? Wie kommt man auf die Idee sich Geld in die Tasche zu stecken, mit dem ein Kind gerettet werden sollte. Wieviele Menschen sind gestorben, damit andere Menschen sich einen Maserati kaufen konnten?
Traurige Welt.
Die riesigen Lücken des amerikanischen Gesundheitssystems werden von solchen Organisationen und vielen Spenden notdürftig geflickt. Viele Chemotherapien werden üblicherweise über Spenden finanziert. Das ist natürlich ein toller Nährboden für Betrügereien. Gott sei Dank sieht das bei uns anders aus, unser Gesundheitssystem ist nahezu lückenlos. Gemeinnützige Organisationen werden gut durchleuchtet und müssen ihre Zahlen offenlegen.
Doch es gibt genügend teure Bücher über „alternative Heilungstherapien“, unterstützt durch „Chemotherapie-Angstmach-Artikel“ merkwürdiger Verlage wie dem „Kopp-Verlag“, die auch in Deutschland viel Geld umsetzen. Davor kann ich persönlich nur warnen. Bei Unsicherheiten können Sie sich natürlich an ihren behandelnden Arzt und z.B. an den Krebsinformationsdienst oder die deutsche Krebshilfe wenden.
Inwieweit Belle Gibson oder der Verlag, der ihre Bücher veröffentlicht hat, zu belangen sind, wird in nächster Zeit ein Gericht klären. Am Ende sind alle Lügner selbst am meisten gestraft. Denn die Strafe des Lügners ist nicht, dass ihm niemand mehr glaubt, sondern dass er selbst niemandem mehr glauben kann (George Bernhard Shaw).