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Psychologische Diagnostik Dem Einfluss der Psyche nachspüren

Ängste oder Depressionen können dazu beitragen, dass der Schmerz chronisch wird
Ängste oder Depressionen können dazu beitragen, dass der Schmerz chronisch wird
© Colourbox
Bei der Entstehung chronischer Rückenschmerzen wirken Körper und Seele zusammen. Daher versuchen Therapeuten abzuklären, welche psychischen Faktoren den Schmerz befeuern.

Schmerzen begleiten uns ein ganzes Leben lang. Allerdings kann man sie nicht objektiv messen: Wie stark etwas weh tut und wie sehr man sich davon beeindrucken lässt, ist immer subjektiv. Auch Röntgenbilder und Computer-Tomographien verraten oft nur wenig darüber, wie schlimm die Beschwerden sind. Manchmal verwirren technische Diagnosen sogar eher: Der eine lebt mit abgenutzten Wirbeln oder einem Bandscheibenvorfall praktisch schmerzfrei, jemand anders dagegen leidet, obwohl sein Rücken vom Arzt für gesund erklärt wurde.

Daher kommt es bei der Schmerzdiagnostik entscheidend auf Sie und Ihre Angaben an: Es ist wichtig, dass Sie selbst möglichst präzise beschreiben, wo und wie Sie Ihre Schmerzen fühlen. Wenn Sie schon Wochen oder sogar Monate unter quälenden Rückenschmerzen leiden und Ihr Arzt Ihnen bislang nicht helfen konnte, kann eine Überweisung an einen speziellen Schmerztherapeuten, eine Schmerz-Ambulanz oder ein Schmerz-Zentrum sinnvoll sein. Zögert Ihr Arzt oder ihre Ärztin damit, sprechen Sie das Thema von sich aus an, um nicht zu viel Zeit zu verlieren: Schmerztherapeuten haben oft lange Wartezeiten.

Erste Angaben per Fragebogen

Schon bevor Sie beim Schmerztherapeuten zum ersten Mal untersucht werden, müssen Sie in der Regel einen längeren Fragebogen ausfüllen, zum Beispiel den "Deutschen Schmerz-Fragebogen". Dabei werden Sie - vielleicht zum ersten Mal - auch mit Fragen zu Ihrem Alltag und Ihrer psychischen Verfassung konfrontiert. Im "Deutschen Schmerz-Fragebogen" wird zum Beispiel erfragt, ob Sie wegen Ihrer Schmerzen in letzter Zeit nicht arbeiten konnten, ob Sie Ihre Schmerzen auf seelische Belastung zurückführen, sich oft angespannt fühlen oder unter Depressionen oder Ängsten leiden.

Bei der Aufnahme in ein Schmerz-Zentrum oder eine Schmerz-Ambulanz befragt Sie meist auch ein Psychologe oder ein ärztlicher Psychotherapeut. Das heißt nicht, dass man glaubt, Sie bildeten sich Ihre Schmerzen nur ein. Es bedeutet auch nicht, dass man Sie für "psychisch auffällig" hält. Es geht vielmehr darum, Sie umfassend zu untersuchen, denn bei der Entstehung chronischer Schmerzen wirken Körper und Psyche zusammen. So ist zum Beispiel bekannt, das Eintönigkeit, Stress, Konflikte und Unzufriedenheit bei der Arbeit einen großen Einfluss auf Dauerschmerzen haben.

Herausfinden, wie der Schmerz den Alltag beherrscht

Daher sollen im Gespräch mit Therapeut oder Therapeutin auch psychische Faktoren identifiziert werden, die bewirken, dass Sie Ihre Schmerzen einfach nicht mehr loswerden. Eventuell wird man Sie bitten, sich anhand von Bildern Alltagstätigkeiten vorzustellen, zum Beispiel, wie Sie eine zehn Kilogramm schwere Kiste vom Boden auf eine Bank heben. Dann sollen Sie angeben, ob Sie das mit ihren Schmerzen völlig problemlos, nur mit Mühe oder gar nicht schaffen. Erfragt wird auch, ob Sie Angst vor bestimmten Bewegungen haben, weil Sie Ihrem Rücken schaden könnten.

Vielleicht werden Sie auch aufgefordert, ein "Schmerztagebuch" zu führen, in dem Sie vermerken, wann ihre Beschwerden sich am schlimmsten anfühlen, wie sie auf Ihre Stimmung abfärben und was Sie dagegen unternehmen. Auf all diesen Angaben wird am Ende Ihre Behandlung aufbauen. Damit Ihre Rückenschmerzen von Grund auf therapiert werden können, sollten Sie bei chronischen Beschwerden am besten von einem Arzt, einem Psychotherapeuten und einem Physiotherapeuten untersucht werden.

Nicole Heißmann

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