In Deutschland leben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) immer mehr Menschen mit einer HIV-Infektion. Ende 2012 waren es schätzungsweise rund 78.000 Infizierte, wie das RKI am Montag in Berlin mitteilte. In der Altersgruppe der über 40-Jährigen hat sich die Zahl derjenigen, die mit HIV leben, seit Anfang der 1990er Jahre fast verfünffacht. Der Grund dafür ist generell erfreulich: Durch hochwirksame Therapien, konnte die Sterblichkeit der Betroffenen deutlich verringert werden.
Gleichzeitig blieb aber die Zahl der HIV-Neuinfektionen in den vergangenen Jahren unverändert auf einem hohen Niveau. So könnten, laut RKI, bis zu 14.000 Menschen in Deutschland leben, die gar nicht wissen würden, dass sie infiziert sind. Noch immer würden zwei Drittel der Betroffenen erst sehr spät diagnostiziert, oft erst wenn Symptome durch die Schwächung des Immunsystems auftreten. Viele dieser Menschen hätten demnach noch nie einen HIV-Test gemacht. Knapp jeder Vierte davon hätte sich allerdings erst im Laufe des vergangenen Jahres angesteckt, schätzt das Institut. Besonders dramatisch ist dies, angesichts der mittlerweile guten Behandlungsmöglichkeiten und deutlichen Verbesserung der Lebenserwartung, wenn die Krankheit früh entdeckt wird.
Insgesamt rechnet das RKI für das Jahr 2012 mit rund 3400 Neuinfektionen. Die am stärksten betroffene Gruppe seien dabei weiterhin Männer, die Sex mit Männern hatten. Sie machten schätzungsweise 2500 der neu Infizierten aus. 210 Menschen steckten sich beim Drogenkonsum mit HIV an. Die Zahl der Todesfälle durch Aids lag im vergangenen Jahr voraussichtlich weitgehend unverändert bei 550.
Bedenklicher Anstieg der Syphilis
Laut RKI müssen besonders gefährdete Gruppen verstärkt für die Nutzung von Kondomen sensibilisiert werden. Zu viele Menschen in diesen Gruppen wüssten nicht, dass sie mit HIV infiziert sind. Zudem ist es nach Angaben der Experten wichtig, den starken Anstieg der Syphilis-Fälle in den vergangenen Jahren zu stoppen. Die Geschlechtserkrankung begünstigt sowohl die Empfänglichkeit für HIV als auch die Übertragung des Virus.
Seit Beginn der Aids-Epidemie Anfang der 80er Jahre infizierten sich in Deutschland insgesamt schätzungsweise 94.000 Menschen: Etwa 27.000 sind gestorben.