> Entzug: Alkohol und Opiate wie Heroin oder Morphin rufen im Körper tief greifende Veränderungen hervor. Der Weg aus der Sucht muss daher für viele Betroffene mit einer körperlichen Entgiftung beginnen, die bei Alkoholkranken zwei bis drei Wochen dauert, bei Heroinabhängigen gut doppelt so lange. Weil es in dieser Phase zu bedrohlichen Kreislaufproblemen oder gar Krampfanfällen kommen kann, muss die Behandlung von Ärzten überwacht werden. Sie können bei Problemen sofort eingreifen und die Entzugssymptome durch Medikamente weitgehend lindern. Bei Alkoholikern ist auch ein ambulanter Entzug möglich, bei dem man täglich zur Untersuchung in die Praxis oder in die Klinik geht. Bei sehr starker körperlicher Abhängigkeit müssen die Patienten jedoch stationär behandelt werden. Wichtig ist in beiden Fällen, dass bereits in dieser Phase so früh wie möglich eine Psychotherapie mit Motivationsarbeit und täglichen Gesprächen über die Behandlungsfortschritte beginnt. Rund 90 Prozent der Alkoholkranken können auf diese Weise die Entgiftung erfolgreich beenden. Bei den Opiatabhängigen sind es immerhin rund 60 Prozent.
>Entwöhnung
: Idealerweise schließt sich dieser Therapieschritt direkt an die Entgiftung an. Ziel dieser Phase ist es zum einen, sich von der Krankheit zu erholen und die durch die Droge verursachten körperlichen Schäden zu behandeln. Gleichzeitig aber geht es darum zu lernen, wieder ohne den Suchtstoff zu leben, die Gründe für den Konsum zu verstehen sowie neue Verhaltensmöglichkeiten zu entdecken und einzuüben. Schwerstabhängigen raten viele Mediziner zu einer stationären Entwöh-nungstherapie. Wie jedoch das Göttinger Alita-Projekt mit Alkoholikern gezeigt hat (www.alita-olita.de), lassen sich selbst bei diesen Patienten auch mit einer ambulanten Behandlung beachtliche Erfolge erzielen: Die Hälfte der Behandelten war noch vier Jahre nach Ende der Therapie abstinent. Kernstücke dieses Therapieansatzes sind eine umfangreiche sozialpsychiatrische Betreuung sowie 24-Stunden-Bereitschaft für Noteinsätze, zum Beispiel bei einem Rückfall.
>Arzneimittel
: Medikamente, mit denen sich die Gier (im Fachjargon Craving genannt) stillen lässt, können zur Entwöhnung erheblich beitragen. Bei Alkoholabhängigen etwa verdoppeln solche Anti-Craving-Medikamente die Abstinenzrate. Zudem schaffen es die Patienten leichter, auch bei einer rein ambulanten Betreuung durchzuhalten.
Bei Heroinsüchtigen hat sich der Ersatzstoff Methadon bewährt. Denn: Wenn man seine Drogen nicht mehr im Milieu kauft und nicht mehr auf Bahnhofstoiletten spritzt, sondern den Stoff in kontrollierten Mengen und unter ärztlicher Aufsicht konsumiert, verbessert sich der gesamte Gesundheitszustand. Außerdem entfallen die Beschaffungskriminalität und das Craving.
Selbst beim Kampf gegen die Tabaksucht können offenbar Medikamente helfen. Rund 18,5 Prozent der Nikotinabhängigen, die für eine Hersteller-Studie die Pille Zyban schluckten, blieben ein Jahr lang kontinuierlich rauchfrei. Mit Nikotinpflastern schafften das nur rund zehn Prozent, ohne jede Substitution gerade einmal knappe sechs Prozent. Die größten Erfolge erzielte die Testgruppe, die sowohl den Zyban-Wirkstoff als auch Nikotinpflaster bekam. Hier blieben 22,5 Prozent ein Jahr lang rauchfrei. Allerdings ist Zyban umstritten, weil es schwere Nebenwirkungen haben kann. In Deutschland darf es nur nach ärztlicher Verordnung angewendet werden.
> Nachsorge
: Auch nach einer erfolgreichen, mehrmonatigen Entwöhnung besteht noch etliche Monate die Gefahr, rückfällig zu werden. Zum Beispiel, wenn in der Familie oder der Partnerschaft neue Probleme auftauchen oder die erhoffte Rückkehr in den Job nicht sofort gelingt. Deshalb empfehlen Experten weitere regelmäßige Gesprächstermine, sei es mit Betreuern von Fachberatungsstellen, mit dem behandelnden Arzt oder mit Gleichgesinnten in Selbsthilfegruppen.
> Generell gilt
: Je mehr Halt und Unterstützung ein Abhängiger im Alltag findet, desto größer sind die Chancen, mit Hilfe einer Therapie dauerhaft abstinent zu werden. Deshalb ist es so wichtig, dass Kranke so früh wie möglich den Mut finden, ihr Suchtproblem anzugehen - bevor sie ihren Job, ihren Partner oder ihren Wohnsitz verloren haben.
Ohne eine fachkundige, umfassende Weiterbetreuung gelingt der Ausstieg nur wenigen: Acht Jahre nach einer traditionellen Entgiftung ohne jegliche Psychotherapie sind etwa bei Alkoholikern 40 Prozent der Patienten gestorben, nur fünf Prozent der Betroffenen sind noch abstinent.