Die Freiheit von der Oppression der weit entfernten Regierung - das war lange das entscheidende Merkmal des Wilden Westens. Und auch heute noch ist etwa in Texas die Skepsis gegenüber USA-weiten Regelungen groß. Die eigene Freiheit, das ist für viele das höchste Gut. In dieser Logik ergibt es dann vielleicht auch Sinn, eine allgemeine Maskenpflicht abzulehnen. Und sogar eine Verpflichtung in individuellen Schulen, Krankenhäusern und Läden komplett zu verbieten. Ein Schuldistrikt fand trotzdem einen Weg, die Maskenpflicht über die Hintertür wieder einzuführen.
Das Tragen einer Maske sei ein gutes Mittel, um Ansteckungen durch Krankheiten zu verhindern und damit Teil des Dress Codes, erklärte der Schuldistrikt von Paris, Texas am Dienstag in einem Statement. Die 4000 Schüler, die Lehrkräfte und alle weiteren Angestellten seien daher zum Tragen einer Gesichtsmaske verpflichtet. Auf Covid bezieht man sich dabei explizit nicht: "Aus Gesundheitsgründen sind Masken für alle Angestellten und Schüler verpflichtend, um Grippe, Erkältungen, Pandemien und andere ansteckende Krankheiten zu vermeiden", heißt es in der Schulordnung.
Rechtliche Finesse
Die bei einer Abstimmung des Schulrates beschlossene Änderung sei aber nicht permanent, erklärte Schulrat Dr. Bert Strom gegenüber dem Lokalblatt "The Paris News". Man werde sie bei jedem der monatlich stattfindenden Treffen neu bewerten. Strom hatte auch den Vorschlag für den Vorstoß gehabt. Er könne es schlicht nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, die Kinder des Schulbezirks in Gefahr zu bringen, erklärte der Allgemeinmediziner gegenüber dem Blatt.
Bei der Umsetzung der Richtlinie bekam der Schulrat Unterstützung durch den örtlichen Staatsanwalt. Dieser half, die Formulierung so zu wählen, dass sie nicht mit dem von Gouverneur Greg Abbott beschlossenen Verbot einer Maskenpflicht in Konflikt gerät. "Der Gouverneur von Texas hat nicht die Macht, die exklusive Autorität des Schulbezirks bei der Organisation und Leitung der schulischen Belange zu hinterfragen", erklärte der Schulrat in seiner Ankündigung. Weil das Gesetz zur Einführung des Maskenverbotes nicht die Autonomie über die Schulordnungen verändere, sei auch das Einführen bestimmter Kleiderordnungen nicht Teil des Verbots, so ihre Argumentation.

Masken als Parteipolitik
Das Verbot der Maskenpflicht ist auch in Texas hoch umstritten. Wie im Rest der USA handelt es sich um einen weitgehend politischen Konflikt entlang Parteilinien. Die einstige Hochburg der Republikaner hat durch eine stetigen Zuzug in Großstädte wie Austin in den letzten Jahren eine starke gesellschaftliche Verschiebung erlebt. Während die weiten ländlichen Regionen immer noch als sehr konservativ gelten, sind die Städte erheblich liberaler. In der Präsidentschaftswahl im letzten Herbst hatte es gar für kurzen Moment so ausgesehen, als ob der Staat demokratisch hätte stimmen können, am Ende gewann aber sehr knapp Donald Trump den Bundesstaat für sich.
Quellen: Ankündigung des Schuldistrikts, The Paris News