Die Mittsiebzigerin war vom Hausarzt überwiesen worden, weil sie an Schwindelattacken litt. Damit gehört sie zu den zahlreichen älteren Damen mit diesem Problem bei mir in der Praxis ("Gesundheit ist Herzenssache", Riva Verlag, 2024). Im EKG fand ich schnell die Ursache: Die Frau litt an einem sogenannten AV-Block. Die elektrischen Impulse des Herzens wurden nicht auf die Herzkammern übergeleitet. Dadurch pausierte der Herzschlag mitunter, was sie als unangenehme Schwindelattacken wahrnahm. Ich empfahl ihr einen Herzschrittmacher. Er ersetzt die fehlenden eigenen elektrischen Impulse des Herzens.
Tagsüber ging es ihr gut
Direkt nach dem Einsetzen waren die Rhythmusstörungen behoben, und die Patientin litt nicht mehr an Schwindel. Alle halbe Jahre kontrollierte ich das Gerät, der Frau ging es fantastisch. Nach etwa zwei Jahren aber änderte sich das abrupt: An einem Dezembertag erklärte sie mir am Telefon, die Schwindelattacken seien zurückgekehrt. Das Komische sei: Sie leide nur abends im Bett darunter, tagsüber fühle sie sich wohl. Störungen des Herzschrittmachers sind selten. Meist sind die Elektroden das Problem: Entweder ist die Isolierung des Elektrodenkabels porös geworden, oder die Elektrode hat sich aus ihrer Verankerung im Herzmuskel gelöst. Ich bestellte die Patientin in die Praxis ein. Zu meiner Überraschung fiel die Schrittmacherkontrolle komplett unauffällig aus. Der Schwindel musste also einen anderen Grund haben.