Ausstellung "Schwarz auf Weiß" feiert 400 Jahre Zeitung

Wie das älteste unserer Massenmedien die Zeitläufte beeinflusst zeigt eine Ausstellung im Mainzer Gutenbergmuseum. Dabei werden die letzten 400 Jahre neu aufgerollt.

400 Jahre Zeitung beleuchtet eine Ausstellung, die im Mainzer Gutenbergmuseum zu sehen ist. Unter dem Titel "Schwarz auf Weiß - Ein Medium macht Geschichte" wird exemplarisch gezeigt, wie das älteste unserer Massenmedien die Zeitläufte beeinflusst hat und nicht selten selbst beeinflusst wurde. Die 490.000 Euro teuere Schau präsentiert Exponate, die teils noch nie öffentlich zu sehen waren.

Es war der Sommer 1605, als der Straßburger Unternehmer Johann Carolus dazu überging, seine bislang nur handschriftlich vervielfältigten Nachrichtenzettel drucken und verkaufen zu lassen. Seine "Relation aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien" erschienen künftig einmal pro Woche und gilt heute als die erste echte Zeitung der Welt. Zu den in Mainz erstmals gezeigten Exponaten zählt auch eine Ausgabe dieser "Relation" von 1609, das älteste erhaltene Exemplar, das sich im Besitz der Uni Heidelberg befindet.

Es begann 1605

Im Oktober 1605 wandte sich Carolus an den Straßburger Stadtrat mit der Bitte, ihm für seine Erfindung eine Art zehnjährigen Patentschutz einzuräumen. Indem die Stadtväter das Gesuch ablehnten, Carolus aber ansonsten gewähren ließen, fassten sie einen wegweisenden Beschluss: Das Produkt Zeitung konnte ungehindert nachgeahmt werden. Der Siegeszug des Mediums konnte beginnen.

Dass dies jahrhundertelang allerdings mit vielfachen staatlichen Eingriffen verbunden war, macht die Ausstellung überdeutlich. Kurator Martin Welke hat zahlreiche Exponate zusammengetragen, die das erdrückende Ausmaß der Zensur vergegenwärtigen, der sich die Zeitungen bis ins 19. Jahrhundert hinein ausgesetzt sahen.

Auch Beispiele für direkte oder indirekte Zensurmaßnahmen aus dem 20. Jahrhundert fehlen nicht: Seien es die Verbote missliebiger Blätter nach Hitlers Machtergreifung oder die Besetzung der Hamburger "Spiegel"-Redaktion, nachdem das Magazin 1962 über Bundeswehr-Interna berichtet hatte.

Zeitungsdruckmaschine von 1922

"Wir haben versucht, Exponate zu finden, die exemplarisch für das Ganze stehen", betont Welke. Aus den verschiedensten Blickwinkeln wird das Produkt Zeitung beleuchtet. Breiten Raum nimmt die technische Seite der Zeitungsproduktion ein. So sind unter anderem eine historische Linotype-Satzmaschine zu sehen, ein Exemplar der 1814 entwickelten Schnellpresse und als besonderer Leckerbissen eine komplett funktionstüchtige Zeitungsdruckmaschine aus dem Jahr 1922.

Andere Exponate zeigen, wie wichtig für eine aktuelle Presse die schnelle Übermittlung von Nachrichten war und ist. Hier wird die Entwicklung vom Postreiter über den optischen Telegrafen, den Fernschreiber bis hin zum Nachrichtensatelliten nachvollziehbar gemacht. Dass die Entwicklung der Zeitung in Deutschland von großen Persönlichkeiten wesentlich voran getrieben wurde, zeigen Kurzporträts bedeutender Verleger, Journalisten und Pressefotografen.

Versuche der Einschüchterung

Hier wird erinnert an den populären Journalisten Christian Schubart, der wegen seiner respektlosen Berichte über das Hofleben vom württembergischen Herzog Karl Eugen 1777 festgenommen und ohne Prozess zehn Jahre lang eingesperrt wurde. Gedacht wird auch Louise Otto, der Schöpferin der ersten 1849 in Meißen erschienenen "Frauen-Zeitung", die bereits ein Jahr später in Sachsen verboten wurde, weil das Zeitungsmachen behördlich zur Männersache deklariert worden war.

Die Ausstellung verschwiegt auch nicht die momentane Krise des Mediums Zeitung in Deutschland: Anzeigen-, und Auflagenschwund, ein allmähliches Älterwerden der Leserschaft. Gaben 1993 noch 62,9 Prozent aller jungen Leute zwischen 14 und 19 Jahre an, sie läsen Zeitung, ist der Anteil inzwischen auf 50 Prozent geschrumpft. Die Gesamtauflage aller deutschen Tageszeitungen ging seit 1998 von 25 auf 22,1 Millionen Stück zurück. Zugleich wird deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich aber immer noch ein Zeitungsland ist. Trotz Krise dürfte dem Medium noch ein langes Leben beschert sein.

Die Ausstellung "Schwarz auf Weiß" ist noch bis zum 30. Dezember 2005 in Mainz zu sehen. Der Eintritt beträgt für Erwachsene fünf Euro, Kinder und Jugendliche zahlen zwei Euro.

AP
Guido Rijkhoek/AP