Martín Blasco Ein furioses Jugendbuchdebüt

Lange vorbei sind die Zeiten, in denen der Tod ein Tabu-Thema im Kinderbuch war. Mit "Ist das Leben eine Abfolge einzelner Punkte?" ist dem Argentinier Martín Blasco etwas Besonderes gelungen: Ein höchst poetischer, fast philosophischer Roman.

Als sein Vater stirbt, verkauft Damiàn seine heiß geliebte Musiksammlung. Der Jugendliche kann die Musik nicht mehr spüren, er empfindet rein gar nichts, wenn er seine Lieblingssongs hört. Wozu also noch all die CDs behalten? "Ist das Leben eine Abfolge einzelner Punkte?" heißt das furiose Jugendbuchdebüt des Argentiniers Martín Blasco. Der 1976 in Buenos Aires geborene Autor hat ähnlich wie Damiàn selbst seinen Vater verloren, als er noch klein war. In seinem nur 96 Seiten schmalen Buch erzählt Blasco auf wundervoll poetische Weise, wie Damiàn versucht, den Schmerz und die Hoffnungslosigkeit ganz allein zu bewältigen. Seine Mutter ist durch den plötzlichen Tod ihres Mannes so gelähmt, dass sie nicht mehr arbeiten geht und sich verfolgt fühlt. Der sonst so brave kleine Bruder mutiert zum Schläger. Damiàn tut daraufhin erstmal etwas "Sinnvolles": Vom Geld der verkauften Musiksammlung kauft er Unmengen Lebensmittel und hortet sie in seinem Zimmer - man kann ja nie wissen.

"Ist das Leben eine Abfolge einzelner Punkte?"

Von Martín Blasco
Verlag: Carlsen
Preis:12,90 Euro

Traurig, skurril und lustig

Damiàn fühlt sich verantwortlich für seine Familie. Deshalb meldet er seinen Bruder bei einem Kung-Fu-Kurs an und verdient im "Zug der guten Laune" verkleidet als rosaroter Panther eigenes Geld. Als Damiàn das Mädchen näher kennenlernt, das im SpongeBob-Kostüm steckt, kann er langsam wieder eine Linie in seinem Leben erkennen. Aber immer noch bleibt die Frage: "Ist das Leben eine Abfolge einzelner Punkte? Oder gibt es eine geheimnisvolle gerade Linie, die meinen Vater mit der Musik, dem Kung-Fu, dem Zug der guten Laune, dem Regen, der sich ankündigt, und allen anderen Dingen im Universum verbindet?" - so lautet der vollständige Titel des Buches.

Blascos Buch macht an manchen Stellen traurig und nachdenklich, an anderen ist es so kurios und skurril, dass man bei der Lektüre einfach lachen muss. Es ist eine Freude, Damiàns klaren Gedanken und Überlegungen, aber auch seinen scheinbar unlogischen Handlungen zu folgen. Nie aber gerät der Autor dabei in Versuchung, seine philosophischen Ansätze überzuinterpretieren. So bleibt am Ende nicht ein intellektuelles Konstrukt, sondern einfach das Gefühl, dass das Leben auch mit Lücken irgendwie rund sein kann.

DPA
DPA