Ilona Hartmanns Roman "klarkommen" Warum ist mein Leben nicht so geil wie erwartet?

Portrait Ilona Hartmann
Hartmann, 34, wurde bei Stuttgart geboren und lebt heute in Berlin
© Miriam Waldner
In ihrem neuen Roman "klarkommen" begibt sich Ilona Hartmann auf die Identitätssuche im Jugendalter – und verwebt dabei Selbstempfundenes mit Fiktion.

Das Großartige am Jungsein sind die vielen ersten Male. Zum ersten Mal Tetrapack-Sangria saufen, bis Zähne und Zunge blutrot verfärbt sind. Zum ersten Mal Sex haben, also ungelenk die eigene Peinlichkeit ertragen und danach mit rosahitzigen Wangen davon erzählen, damit andere den Schritt ins Erwachsenendasein attestieren. Zum ersten Mal mit falschem Personalausweis den Schrank-Türsteher austricksen, stolz-erleichtert an ihm vorbeihuschen, als hätte man gerade einen Fahrkartenkontrolleur überlistet.

Dann endlich runter in dieses stickige Kellerloch, in dem es wummert, endlich diesen "legendären" Club erleben, von dem alle schwärmen. Endlich dazugehören.

Was aber, wenn diese ersten Male einfach ausbleiben? Wenn sie nur in der Vorstellung prickeln: als verheißungsvolles Ideal aus Filmen – und als schmerzliche Kontrastfolie zur eigenen ereignisarmen Jugend?

Erschienen in stern 06/24