Wer gern und oft Murakami liest, wird auf den ersten Seiten seines neuen Romans "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer" stutzen. Eine Stadt ohne Namen, von hohen Mauern umgeben, in der die Menschen keine Schatten haben? In der Einhörner aus- und eingehen? Eine Bibliothekarin in einer Bibliothek ohne ein einziges Buch?
Ist das nicht einer der beiden Handlungsstränge von Murakamis früherem Roman "Hard-boiled Wonderland"? Und tatsächlich: Nicht nur die beschriebene Welt, auch die Handlung im ersten Teil des Buches deckt sich fast vollständig mit Teilen des Romans von 1985. Nur ist die Rahmenerzählung diesmal statt einer Agentengeschichte eine Liebesgeschichte zwischen dem 17-jährigen Erzähler und seiner 16-jährigen Freundin, beide ebenfalls namenlos.