"Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah" Neuer Roman von Cho Nam-Joo: Die geplatzten Träume einer Frau

Cho Nam-Joo, eine Frau mit Pagenschnitt, lehnt an einer Brüstung
Autorin Cho Nam-Joo, 45, ist in einem Armenviertel von Seoul aufgewachsen
© Jun Michael Park/laif
Die koreanische Bestsellerautorin Cho Nam-Joo seziert in ihrem neuen Roman das Leben einer jungen Frau, die sich dem Druck der Gesellschaft beugen muss.

Jemand, der nie ein Hockklosett tragen musste, hat kein Anrecht, sich über das Leben zu äußern, findet Mani. Sie ist Mitte 30 und lebt in einem der ärmsten Stadtteile von Seoul, einem der typischen "Mondviertel". Die kleinen Häuschen stehen auf steilen Hügeln und sind dem Mond ganz nahe.

Hier wimmelt es von Familien, jedes Zimmer ist voller Menschen. Wenn irgendwo gekocht wird, riecht man es in den Nebenhäusern. Manis Kindheitstraum war es, Turnerin zu werden, ihr Vorbild ist die rumänische Turnerin Nadia Comăneci, die als Erste bei den Olympischen Spielen die Höchstnote 10,0 bekommen hatte. Mani will Olympiasiegerin werden und einen Mann mit Spülklosett heiraten – aber es kommt anders. Ihr Leben fließt an ihr vorbei. Als wir Mani kennenlernen, ist ihr Traum begraben. Mani ist kinderlos, was ohnehin beschämend ist, noch dazu verliert sie ihren Job.

Erschienen in stern 02/2024

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