Japaner pflegen ein besonderes Verhältnis zur Erotik. Im Westen nimmt man staunend zur Kenntnis, dass es im Reich der aufgehenden Sonne Automaten gibt, aus denen sich der Büroangestellte mit hygienisch abgepackten, aber getragenen Mädchenschlüpfer versorgen kann. Und auch die niedlichen Kulleraugen-Girls aus den Mangas sind nicht immer so unschuldig, wie der Augenaufschlag vermuten lässt.
Ein neues Schönheitsideal
Das östliche Schönheitsideal findet in unseren Breiten allerdings nicht nur männliche Manga-Käufer, viele Mädchen wollen wie die Manga-Heldinnen aussehen. Manga-Girls bekommen das Haar seitlich streng zurückgegelt. Der Hinterkopf soll dann spitz zulaufend gestylt werden, die vordere Partie strähnig vom Kopf abstehen. Das passende Make-up hilft, den Look perfekt zu machen: »Manga-Girls haben einen kleinen spitzen Mund, am unteren und oberen Lid ist ein dicker schwarzer Balken. Die Wimpern werden nicht geklebt, sondern aufgemalt«, berichtete eine Friseurin.
Östliche Lolitas
Ein Look mit gewollt kindlich-erotischer Ausstrahlung. In den meisten Mangas werden die Heldinnen sehr kindlich gezeichnet, auch wenn die Story ein anderes Alter vermuten ließe. Selbst für 11-13-jährigen Mädchen gedachte Hefte zeigen bereits Nackt- und Bettszenen. Hier wird die Liebe allerdings romantisch erhöht und verklärt, in Erotik-Mangas für Erwachsene werden dagegen alle denkbaren Phantasien ausgemalt. In Mädchen-Mangas sind die weiblichen Charaktere gewitzt und auch schlagkräftig. In den Heften für die erwachsene Kundschaft vereint sich der Lolita-Look dagegen mit ausgeprägten Dominanz-Fantasien und sado-masochistischen Darstellungen. In Deutschland wären diese Darstellungen von Gewaltszenen, auch mit tierischen Mischwesen nicht erlaubt, in Japan profitieren sie vom Status gezeichneter Seiten: Für Zeichnungen gelten in Japan keine rechtliche Einschränkungen
Akzeptanz
Der Akzeptanz normaler Mangas schaden die sexuellen Exzesse der Erwachsenen-Ausgaben. Für den Westler ist der Unterschied zwischen Kinder-Stars und Hardcore-Charakteren auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Zumal es zahlreiche Zeichner gibt, die Figuren aus »harmlosen« Serien in Sex-Geschichten transferieren. Schnell kommt dann der Verdacht auf, die gesamte japanische Comic-Kunst habe einen Hang zur harten Pornografie. Dabei liegt der Marktanteil der Adult-Mangas in Japan nur bei etwa sieben Prozent, allein im westlichen Importmarkt soll der Anteil weitaus größer sein.