Vorweg sei eines gesagt: Diese Miniserie auf Netflix ist nichts für Menschen, die gerade ein WG-Zimmer suchen. Denn wer das neue Format gesehen hat, möchte vermutlich lieber allein wohnen. Netflix fasst es so zusammen: Es sind "vier Schauergeschichten über scheinbar harmlose Mitbewohner, deren bösartige und teils brutale Absichten ans Licht kommen und die für ihre ahnungslosen Opfer zu lebensechten Albträumen werden. Die beunruhigenden wahren Geschichten handeln von den versteckten Gefahren, die möglicherweise im Zimmer nebenan lauern."
In Folge eins geht es um eine Frau, die gleich mehrere Leichen im Garten vergraben hat. Wortwörtlich. Es kommen Knochen und Finger und Kleidungsfetzen zum Vorschein. Die Frau betrieb unter dem Namen Dorothea Puente eine Pension in Kalifornien für Menschen in Not. Sie setzte ihre Opfer regelmäßig auf Drogen, stahl ihre Sozialversicherungschecks und löste diese für eigene Zwecke ein. Bis ihre Klienten schließlich an Überdosen starben. Den Behörden konnte sie immer wieder entwischen, weil sie mehrfach verheiratet war und so einige Nachnamen zur Auswahl hatte. Und die wechselte sie beliebig durch, wie es ihr gerade passte. Nach außen hin wirkte sie wie eine nette Oma, aber in Wahrheit war sie eine brutale Serienmörderin. Archivbilder und Interviews mit Ermittlern und Hinterbliebenen lassen die Fälle auf dem Bildschirm wieder real werden.
Neu auf Netflix: "Der schlimmste Mitbewohner aller Zeiten"
Zu Beginn jeder Episode sind kurze Tonaufnahmen zu hören, so wie etwa das Hilfegesuch von Studentin Maribel Ramos. Sie war Studentin in Orange County und kurz vor ihrer Abschlussprüfung und suchte einen ruhigen Mitbewohner. KC Joy meldete sich bei ihr. Er erzählte, er habe weder Freunde noch Verwandte und deshalb nie Besuch. Perfekt also zum Lernen. Schon bald durfte er in das freie Zimmer einziehen. Zuerst freundeten sich die beiden an. Maribel hatte Mitleid, weil er wirklich keine Freunde zu haben schien. So nahm sie ihn auch mit zu Familienfeiern. Als klar wurde, dass sie kein Paar werden können, wurde KC Joy zum Mörder.
Die Serie lässt einem kalte Schauer über den Rücken laufen, denn es ist ein Setting, das viele zumindest aus der Studenten- oder Ausbildungszeit kennen dürften: Man trifft die zukünftigen Mitbewohner für vielleicht eine halbe Stunde in der WG-Küche und soll sich dann entscheiden, ob man die nächsten Jahre mit ihnen verbringen möchte. Manchmal ist es auch nur ein Skype-Call vorher. Und beim aktuellen Wohnungsmarkt ist man dankbar für jede Gelegenheit.
True-Crime-Fans werden bei dieser Serie sicher auf ihre Kosten kommen. Ängstliche Menschen sollten vielleicht lieber nicht einschalten. Und noch einmal zur Erinnerung: Es ist statistisch gesehen ziemlich unwahrscheinlich, dass der Mitbewohner ein Mörder sein könnte.