Bob Parr ist Mr. Unglaublich, ein Superheld. Einer von denen, die schicke, atmungsaktive, hautenge Kostüme mit Logo unter ihrem Straßenanzug tragen und mit einer Selbstverständlichkeit die Welt retten, mit der andere ihre Haustür aufschließen. Züge mit bloßen Händen stoppen, 20 Meter hohe Bäume ausreißen, einen Schurken aus dem Geäst schütteln und das Grün wieder in den Boden rammen - das ist Bobs Welt.
Das war Bobs Welt. Bis er einen entschlossenen Lebensmüden mitten aus dem eigentlich finalen Sprung seines Lebens aus dem 96 Stockwerk auffing, mit ihm die Glasfassade durchschlug um einen zufällig ertappten Juwelendieb zu stellen. Der Selbstmörder verrenkte sich dabei einen Halswirbel, verklagte Mr. Unglaublich überaus erfolgreich auf Schadensersatz. Eine Prozesslawine folgt. Tausende zerrten die Supermänner und -frauen vor den Kadi, weil sie sich bei ihrer Rettung etwas verstauchten, abschürften oder brachen. Schließlich greift die Regierung ein. Sie setzt das SHS auf, das Superhelden-Schutzprogramm.
Seither sind 15 Jahre vergangen. Bob sitzt mit 64 Pfund Übergewicht an einem winzigen Schreibtisch der Insuricare, der aus Sicht der Kunden sicherlich schlechtesten Versicherung der Welt. Das SHS verpflichtet Bob und alle Superhelden zu einem unauffälligen Leben am Stadtrand und zum konsequenten Verzicht auf die Superkräfte außerhalb der eigenen vier Wände. Keiner seiner Helden-Kumpels kommt damit schlechter zurecht als Mr. Ex-Unglaublich. Was vor allem am familiären Umfeld liegt.
Die unbekannte Schöne mit den bösen Absichten
Gattin Helen verhalf einst als extrem biegsame "Elastigirl" dem Guten zum Sieg. Die pubertierende Tochter Violetta kann sich unsichtbar machen und einen Schutzschild erzeugen, der zehnjährige, nervige Sohn Flash rennt schneller als das Auge sehen kann, nur der jüngste Spross "Jack-Jack" hat keine Superkräfte. Bob ist frustriert. Bis eines Tages eine unbekannte Schöne sein Leben komplett ändert, dabei allerdings die bösesten Absichten verfolgt.
Die "Unglaublichen" ist eine Homage an die Comichefte der 50er und 60er Jahre. Pixar hat sich reichlich bei Superman, Wonder Girl, Roter Blitz, Spiderman und dem Silver Surfer bedient. Der liebevoll gemachte Animationsfilm ist gespickt mit Anspielungen auf die Comic-Helden-Vorbilder. Er spielt genussvoll mit dem Szenario, die Weltretter ausgerechnet von Anwälten auf Durchschnittsbürgerformat zu pressen. Typisch für einen US-Film. Anwaltswitze erfreuen sich jenseits des Atlantiks anhaltender Beliebtheit.
Für Kinder nicht immer verständlich
Der hintergründige Humor treibt Erwachsenen durchaus manche Lachträne in die Augen. Ihre Kinder dürften sie dabei indes ehr verstört anschauen. Viel von dem Witz verstehen sie nicht. Wie auch? Garstige Anwälte, Männer in der Midlife-Krise mit verhassten Jobs und Gewichtsproblemen. Und warum das gute Herz von Bob Parr den Geschäftsführer der Versicherungsgesellschaft zur Weißglut treibt. Solche Themen sind noch jenseits des Erfahrungshorizontes eines Achtjährigen. Zum Glück.
Was für die Kleinen bleibt, ist die spektakuläre, manchmal zu saubere Grafik und die tollen Superkräfte der Familie "Unglaublich". Vor allem wenn die Kinder Flash und Violetta ihre Fähigkeiten einsetzen, um die Lehrer zu ärgern oder peinliche Situationen mit dem angehimmelten Klassenkameraden zu entgehen oder ihre Eltern aus brenzligen Situationen retten. Die Moral der Geschichte vereint die Genrationen: Wenn Familien zusammenhalten und Eltern ihre Kinder ernst nehmen, werden sie selbst mit Super-Problemen spielend fertig.