"Princesas" Sehnsucht nach dem Königreich

Von Heike Sonnberger
Der spanische Film "Princesas" handelt vom Konkurrenzkampf unter Prostituierten in Madrid. Doch das ist nur die Fassade. Eigentlich geht es um Glück, Freundschaft und um Seiltänzer. Ein Film zum Lachen und Weinen.

Das Thema ist bitter ernst: Immigrantinnen aus Südamerika und der Karibik verdienen sich in Spanien als Prostituierte ihren Lebensunterhalt und den ihrer zurückgelassenen Familien. Als illegale Einwanderer sind sie der Willkür von Freiern ausgeliefert, die ihnen für perversen Sex vorlügen, sich um Dokumente zu kümmern. Die eingesessenen Prostituierten sehen ihre Existenz bedroht und begegnen den Neulingen mit offener Feindseligkeit.

Es ist kaum zu glauben, dass sich ein Film mit einem solchen Thema auseinandersetzen und seine Zuschauer trotzdem zum Lachen bringen kann. Doch "Princesas" gelingt genau das. Der spanische Regisseur Fernando León de Aranoa hat einen Film über Prostituierte geschrieben und gedreht, der die Sorgen und Ängste seiner Hauptdarstellerinnen feinfühlig und humorvoll inszeniert. Dafür hat er 2006 in drei Kategorien den Spanischen Filmpreis gewonnen.

Spüren, wie die Erde sich dreht

"Princesas" ist die Geschichte von der Freundschaft zweier ungleicher Frauen in Madrid. Die Spaniererin Caye lebt in ihrer zerbrechlichen Fantasiewelt und spart für eine Brustvergrößerung, als sie Zulema aus der Dominikanischen Republik kennen lernt, die für eine Aufenthaltsgenehmigung Misshandlungen erträgt und all ihr Geld zurück zu ihrem kleinen Sohn schickt.

Wie ihre Kolleginnen glaubt Caye, dass man den fremden Frauen als Kinder etwas in die Schuhe geschoben hat, damit sie beim Laufen den Hintern stärker herausstrecken und dass sie ein Hormon produzieren, was Männer verrückt macht. Doch von Zulema lernt sie, dass große Brüste nicht das Wichtigste im Leben und Menschenrechte ohne Ausweis nichts wert sind.

Caye teilt ihre Traumwelt mit Zulema. Darin sind sie beide Prinzessinnen, die so sensibel sind, dass sie spüren, wie die Erde sich dreht und vor Sehnsucht krank werden, wenn sie nicht bei ihrem Königreich sein können. Caye sehnt sich täglich nach einem Glück, das sie nie kennen gelernt hat und nach einem Seiltänzer, der sein Gleichgewicht halten kann und nicht wie sie durchs Leben stolpert.

Raum für Geheimnisse

Regisseur León de Aranoa verwischt bewusst die Grenzen zwischen Realität und Fantasie und schafft so Raum für die Geheimnisse der beiden Protagonistinnen. Die Familien von Caye und Zulema wissen nichts von deren zwielichtigen Beruf. Cayes Mutter bekommt Blumen von einem mysteriösen Verehrer und Cayes Freundin Rosa ist die Geliebte eines namenlosen Politikers.

Der traurig-fröhliche Soundtrack von Manu Chao nimmt dem Film die Schwermut, die man von der Thematik erwartet, und verwandelt sie in wehmütige Leichtigkeit. Sie untermalt einen nachdenklich verträumten Film, in dem es zwar irgendwie um Prostitution geht, aber viel dringender noch um Freundschaft, Glück und falsche Vorurteile.

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