Wanzen in Büros bereiten vielen Staats- und Regierungschefs Sorgen. Doch im Vergleich dazu sind Flöhe weitaus lästiger, auch wenn Abhörgeräte in Amtsstuben gefährlicher sein mögen.
Diese Erfahrung musste die britische Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss machen, die lediglich 49 Tage in der Downing Street lebte und arbeitete. In ihren Memoiren "Ten Years To Save the West" ("Zehn Jahre, um den Westen zu retten") berichtet sie von Flöhen im Amtssitz der britischen Premierminister. Die Zeitung "Daily Mail" veröffentlichte vorab Auszüge aus dem Buch, das am Dienstag erscheinen soll.
Flöhe in der Downing Street: War Boris Johnsons Hund der Schuldige?
Truss beschreibt darin ihren Einzug in die Downing Street. Die Dienstwohnung in der Nummer 11 sei "überraschend geräumig" gewesen, "auch wenn es sich ein wenig seelenlos anfühlte". Die Wohnung sei vom öffentlichen Dienst mit einigen Möbeln ausgestattet worden. Truss habe jedoch ihre eigenen Möbel bestellt, sei aber zurückgetreten, bevor diese geliefert worden seien.
Noch ärgerlicher seien jedoch die blutsaugenden Parasiten gewesen, die es sich in Downing Street gemütlich gemacht hätten. Die gesamte Wohnung musste mit Flohmitteln eingesprüht werden, berichtete die 48-jährige Politikerin. "Ich habe mich wochenlang gekratzt."
Es ist nicht bekannt, wer die Flöhe in die Downing Street eingeschleppt hat, aber es gibt Spekulationen. "Einige behaupten, es sei Boris und Carries Hund Dilyn gewesen, aber es gibt keine schlüssigen Beweise", schrieb die konservative Ex-Premierministerin.

Liz Truss fühlte sich in der Dowing Street eingesperrt
Truss schien den Amtssitz im Herzen Londons, in der Nähe von Big Ben und dem Parlament, nicht zu mögen. Es sei laut gewesen wegen kampierender Demonstranten, und eine viertelstündlich schlagende Uhr auf den nahe gelegenen Horse Guards habe ihr den Schlaf geraubt.
Außerdem habe sie sich eingesperrt gefühlt, Ausflüge seien kaum möglich gewesen. "Ich war praktisch eine Gefangene. Wenn ich darauf bestand, laufen oder spazieren zu gehen, wurde dafür gesorgt, dass ich in einen ruhigen Teil des Hyde Parks gefahren wurde – aber selbst das fühlte sich an, als hätte man mich auf den Gefängnistrainingsplatz gelassen." Diese Erfahrung sei für Truss "äußerst klaustrophobisch" gewesen.
Ein kleiner Lichtblick in der No. 10 sei der Kater Larry gewesen, der in der Downing Street als Mäusejäger tätig ist. "Er ist ein liebenswerter Charakter und scheint die richtigen Leute zu mögen oder nicht zu mögen."
Von Churchill bis Liz Truss – Queen Elizabeth II. und ihre Premiers

Tod der Queen: "Warum ich, warum jetzt?"
In ihren Memoiren erzählt Truss auch davon, wie sie den Tod von Queen Elizabeth II. erlebte. Truss war erst zwei Tage im Amt, als die Regentin starb. Sie habe gedacht: "Warum ich, warum jetzt?", berichtete die 48-Jährige, die als Regierungschefin mit der kürzesten Amtszeit in die britische Geschichte einging. Sie sei in einem "Schockzustand" gewesen.
Truss wurde am 6. September 2022 auf Schloss Balmoral in Schottland von Queen Elizabeth offiziell zur Premierministerin ernannt. Ein Foto der Begegnung gilt als das letzte offizielle Bild der Königin, die am 8. September im Alter von 96 Jahren starb.
Bei der Audienz habe sie nicht geahnt, "dass das Ende so schnell kommen würde", schrieb Truss. Die Königin habe ihr geraten, ihre Kräfte gut einzuteilen. "Vielleicht hätte ich auf sie hören sollen."
Wegen des Todes der Monarchin wurde im Vereinigten Königreich eine zehntägige Staatstrauer ausgerufen, in der das politische und gesellschaftliche Leben zum Erliegen kam. Danach kündigten Truss und ihr Finanzminister Kwasi Kwarteng radikale Änderungen in der Wirtschaftspolitik an, darunter Steuererleichterungen auf Pump. Die Märkte brachen ein. Truss musste zurückrudern und trat nach nur 49 Tagen im Amt zurück.
Die konservative Politikerin macht liberale Marktkräfte für ihr Ende verantwortlich und verteidigt ihre radikalen Ansätze. Zuletzt war Truss mit rechtsradikalen und verschwörungstheoretischen Äußerungen aufgefallen. Sie sitzt weiterhin im britischen Parlament.
Quellen: "Daily Mail", "Biteback Publishing", Nachrichtenagentur DPA