"Star Wars: Die Rache der Sith" Es wird Nacht für die Macht

  • von Claudia Fudeus
Die Fäden des Star-Wars-Universums entwirren sich für den Zuschauer, während sich Helden und Schurken tief in ihr Schicksal verstricken. "Die Rache der Sith" setzt einen düsteren Schlusspunkt.

Rechts eine Explosion, links schrammen ein paar Raumschifftrümmer vorbei, und aus mindestens drei Richtungen blitzt Dauerfeuer. Irgendwo dazwischen zwei tollkühne Jediritter, deren fliegende Kisten gerade Stück für Stück von einer Einheit mobiler Verschrottungsdroiden zerfressen werden. Die ersten paar Minuten von "Star Wars – Episode 3: Die Rache der Sith" fühlen sich für den Zuschauer an, als ob ihm bei einer nächtlichen Achterbahnfahrt ein Stück Himmel auf den Kopf gefallen sei. Mit leuchtenden Augen sinkt er ein Stück tiefer in den Kinosessel und schöpft Hoffnung, dass es Star-Wars-Schöpfer George Lucas entgegen aller Zweifel gelungen sein könnte, dem Epos einen würdigen Abschluss zu verleihen.

Jeder weiß, was kommen muss

Es war seine letzte Chance. Die dritte Episode der neuen Trilogie musste den Anschluss an die alte, heiß geliebte Trilogie aus den 70er Jahren finden - sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch. Beides bisher keine Stärke der neuen Episoden: quietschbunt und technikverliebt der erste Teil, kitschig-inhaltsarm der zweite. Was im dritten Teil passieren muss, wusste jeder: Der Imperator ergreift die Macht, die Republik zerbricht, der jugendliche Jedi-Blondschopf Anakin Skywalker wird zum finsteren Schurken Darth Vader, nicht ohne vorher noch für Jedi-Nachwuchs in Form von Luke und Leia zu sorgen, die später bekanntermaßen Galaxie und Vater retten müssen. Wie das alles passieren würde, darauf warteten die Fans mit Spannung - und viel Skepsis angesichts der vorangegangenen Filme.

Tragisch, düster - und überraschend grausam

Dieser dürfte sie versöhnen. Ja, er ist tragisch. Er ist düster - so düster und stellenweise grausam übrigens, dass die Altersfreigabe ab zwölf Jahren mit Vorsicht zu genießen ist. Er feiert seine Helden (nie sah man Yoda verwegener zwinkern) und auch seine Bösewichte (General Grievous, den Roboter-Alien-Mix aus der Separatistenarmee, würde niemand zum Feind haben wollen). Er ist voll den Atem raubender Kampfszenen. Eine der beeindruckendsten umfasst fünf Lichtschwerter, eine gesattelte Riesenechse und die kriegstaugliche Version eines Rhönrades. Den tragischsten Kampf fechten allerdings ein gescheiterter Obi Wan Kenobi und sein an die dunkle Seite verlorener Schüler Anakin zwischen den brodelnden Flammenmeeren des Vulkanplaneten Mustafar aus - für beide sicherlich die Hölle, für den Star-Wars-Fan jedoch das Himmelreich. Altbekannte Gesichter tauchen auf: ein (noch) jugendlicher Chewbacca, ein erstaunlich wehrhafter R2D2 und auch Schlappohr Jar Jar Binks - ohne Sprechrolle.

Wunderbar auch der Zwiespalt, in den der hitzköpfige Anakin getrieben wird, bis er letztlich auf Seiten der bösen Sith landet: Den Verlust seiner Mutter hat er nie verwunden. Nun muss er fürchten, auch seine heimliche Ehefrau Padmé Amidala, ehemals Königin von Naboo und inzwischen Senatorin, zu verlieren. Seine Visionen verraten, dass sie bei der Geburt ihrer gemeinsamen Kinder sterben wird. Zu seinen Jedi-Kollegen kann er mit seinen Sorgen nicht gehen: Gerade vor denen muss die Beziehung geheim gehalten werden, denn ein Jedi lebt keusch. Auf die Angst Anakins hat die dunkle Seite der Macht also einen Exklusivzugriff - und weiß ihn zu nutzen.

Die dunklen Seiten des Drehbuchs

Doch mit "Die Rache der Sith" ist es wie mit der Macht selbst: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Zwar steht diesmal endlich wieder eine Geschichte im Vordergrund, die von allerhand technischen Spielereien umgaukelt, aber nicht völlig zerstückelt wird. Zwar fehlt zwischen all den eindeutig Guten und eindeutig Bösen weiterhin eine ganz normale Identifikationsfigur, wie Han Solo es in den alten Episoden war. Doch wenigstens ein bisschen was vom vergangenen Sprachwitz hat sich in "Die Rache der Sith" gerettet. Hayden Christensen als Anakin Skywalker liefert seine bisher beste schauspielerische Leistung ab. Dafür, dass die meisten Dialoge einem Tränen in die Augen treiben, kann er auch nichts.

Noch mehr leiden darunter allerdings die Figuren von Obi Wan Kenobi (Ewan McGregor) und Padmé Amidala (Natalie Portman). Die wortgewandte Diplomatin hat kaum eine Gelegenheit, mehr als drei Sätze zu sprechen, die dann gleich vor Pathos triefen. Ansonsten verbringt sie ihre Zeit damit, sich umzuziehen und auf dem Balkon ihre Haare zu kämmen. Zwar sind die Zeiten der Teenie-Schmachterei zwischen Anakin und Padmé zum Glück vorbei, von ihrer so großen, leidenschaftlichen Liebe merkt man jedoch äußerst selten etwas. Prinzessin Leia hatte mehr Sexappeal im kleinen Finger - Han Solo sowieso. Jedimeister Kenobi kämpft zwar toll, doch seine Ermahnungsreden haben Anakin schon im Kindesalter kaum überzeugt. Und die restlichen Jedimeister, nach eigenem Bekunden große Empathen, bekommen von all diesem Gefühlschaos überhaupt nichts mit. Kein Wunder, dass der machthungrige Sith-Lord Darth Sideous (Ian McDiarmid) sich ins Energieblitze verteilende Fäustchen lacht. Er umgarnt den eitlen, verunsicherten Jungjedi so gekonnt, dass man ihm gleich noch einen Trupp Jedis als Belohnung obendrein geben möchte.

Anders als im Film gewinnt nach 140 Minuten Leinwandspektakel jedoch die gute Seite: Ein unterhaltsames und immer wieder mitreißendes Actionabenteuer mit vielen technischen Kunststücken und eindrucksvoller Atmosphäre ist George Lucas auf jeden Fall gelungen. Und dann ist da noch ein unschlagbarer Vorteil gegenüber Episode eins und zwei: Zu Hause kann man im Anschluss mit bestem Gewissen die drei alten Filme noch einmal genießen - nur der Chronologie wegen, natürlich.

PRODUKTE & TIPPS