Sean Boswell ist schnell und irgendwie auch wütend, aber auf Letzteres kommt es eigentlich nicht weiter an: Im dritten Teil von "The Fast and the Furious" steckt die Zugkraft des Films wieder ausschließlich unter der Motorhaube der Autos und nicht in seiner Geschichte. "Tokyo Drift" heißt die Folge, weil der US-Amerikaner dieses Mal in die japanische Hauptstadt geschickt wird, wo der Platz bekanntlich knapp ist und die Rennen deshalb in enge Parkhäuser und steile Bergstraßen verlegt werden. Dort wird das Driften gepflegt, was wörtlich übersetzt "sich treiben lassen" bedeutet und einen Fahrstil bezeichnet, der in etwa aussieht wie Eislaufen und beinahe wie Ballett. Mit Vollgas preschen die Fahrer in die Kurven, drücken dann auf die Bremse, reißen das Lenkrad herum und gleiten auf den Reifen über den Asphalt.
Wie die mit üppigen Spoilern aufgemotzten Schlitten synchron durch Haarnadelkurven schlittern, ist jedenfalls das größte Schauspiel des Films. Sein Problem liegt darin, dass die Jungs einen Grund brauchen, um gegeneinander anzutreten. Denn kaum steigen sie aus ihren Karossen aus, zeigen sie nicht mehr Persönlichkeit als die zu Hochglanz polierten Boliden, die sie steuern. Wenn sie miteinander sprechen, sagen sie Sätze wie: "Das Leben ist einfach: Man trifft Entscheidungen und schaut nicht zurück." Sehr oft provozieren sie sich gegenseitig, pressen ihre Nasen aufeinander und starren sich aggressiv an, bevor sie sich endlich wieder hinters Lenkrad setzen und die Angelegenheit mit ihren Pferdestärken regeln. Damit es bei den Szenen außerhalb der Autos nicht langweilig wird, hängen an den Hälsen der Männer ständig wechselnde Frauen, die so gut wie keine Kleidung tragen und deshalb eine unheimlich hübsche Kulisse bieten.
Mühelos vor die Wand gefahren
Lucas Black verkörpert Sean Boswell, und dabei ist es vor allem seine Aufgabe, frech zu grinsen und immer eine lässige Haltung zu bewahren. Dass er aussieht wie ein jüngerer Robbie Williams, ist der Sache nicht abträglich. Bekannte Namen finden sich auf der Besetzungsliste nicht. Viel Mühe haben sich der Regisseur Justin Lin und sein Drehbuchschreiber Chris Morgan mit der Handlung sowieso nicht gemacht: Sean Boswell ist ein Tunichtgut. Statt in der Schule zu lernen, liefert er sich lieber Autorennen. Weil er dabei wiederholt erwischt wurde, kann er zwischen Gefängnis oder seinem Vater, der in Japan als Soldat stationiert ist, wählen.
Kaum angekommen, landet er logischerweise gleich in der richtigen Szene. "Gaijin" nennen die coolsten Typen dort den Ausländer, aber der lässt sich solche Beleidigungen nicht bieten. Sean lässt sich das Driften beibringen. Zwischendurch verliebt er sich noch in das Mädchen seines Gegners, und der bringt seinen Onkel von der Mafia ins Spiel. Bei einem spektakulären Rennen durch die Berge wird natürlich alles entschieden: Wer der Sieger ist und wer der Verlierer, wer gut ist und wer böse, wer das Mädchen bekommt und wer von allen guten Geistern verlassen wird.
Glitzernde Kinkerlitzchen
In "The Fast and the Furious: Tokyo Drift" spielen eben die Fahrzeuge die Hauptrolle und Produkte wie Handys, Klamotten sowie Elektrogeräte. Die Liebe zu den Dingen nimmt in dem Film zuweilen romantische Züge an, Regisseur Justin Lin ist offensichtlich richtig vernarrt in die bunt lackierten Schlitten und die japanische Art der Autorennen: In einer von oben gefilmten Szene verstummen die röhrenden Motoren und die quietschenden Reifen langsam, und die Flitzer scheinen auf der Straße einen Walzer zu tanzen. Dem Objekt der Begierde wird in diesem Film allerdings auch gehörig wehgetan. Für die Renn- und Jagdsequenzen waren 250 Fahrzeuge im Einsatz, 25 davon wurden aufgeschnitten und 80 Stück komplett zerstört. Das macht schließlich den Reiz von solchen Filmen aus. Damit niemand auf dumme Ideen kommt, läuft im Abspann übrigens der Hinweis, dass die Actionszenen gefährlich seien.