Es geht um Fake News, um Täuschung und um Betrug: "Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet" ist neu auf Netflix und beleuchtet fünf wahre Verbrechen. Sie sind bizarr und erschreckend und haben doch alle ihren Ursprung am selben Ort: dem Internet. Die einzelnen Folgen bestehen dabei aus Interviews mit Experten und Betroffenen und Nacherzählungen ihrer Geschichten.
"Web of Make Believe": Neu auf Netflix
Die einzelnen Fälle unterscheiden sich untereinander stark, was tatsächlich jede eigene Folge sehenswert macht, auch unabhängig voneinander. Die erste Episode dreht sich um das Thema "Swatting": So wird die Straftat bezeichnet, einen Notfall vorzutäuschen, der dazu führt, dass die Polizei oder ein Sondereinsatzkommando zu jemandem nach Hause geschickt wird. Zu jemandem, der unschuldig ist. Motive sind häufig Rache oder Langeweile. In der ersten Folge ist es eine Art Streich, der online beginnt, und der fatale Folgen hat. Am Ende kostet er mehrere unbeteiligte Menschen das Leben.
In einer anderen Folge geht es um "Sextortion", der Begriff meint die Erpressung von Frauen, Nackt-Selfies von sich zu machen. Mehrere Betroffene schildern ihre erschütternden Erfahrungen und wie ihre Social-Media-Accounts, ihre E-Mail- und sogar Bankkonten gehackt wurden und sie teils grausam erpresst wurden.
Außerdem gibt es eine Folge, die sich mit der russischen Wahlbeeinflussung in den USA befasst. In einer anderen Episode kommt eine Aussteigerin aus der extrem-rechten "Alt Right"-Bewegung zu Wort und berichtet, wie sie dort hineingeraten ist und wie sie schließlich selbst hate speech im Internet verbreitet hat.
Die einzelnen Episoden sind eindringlich, weil sie zeigen, wie verroht einige Menschen durch das Sitzen hinter ihren Bildschirmen inzwischen geworden sind. Eindrücklich wird gezeigt, wie sie online radikalisiert werden und wie schnell Hass und Gewalt in die reale Welt gelangen können. Dort endet sie für einige mit dem Tod, für andere im Gefängnis, wieder andere tragen psychische Schäden davon.
Andrew Marantz ist Journalist und Autor bei "The New Yorker" und sagt: "Wir sind in einer Informationskrise. Sie zerstört uns und unsere Demokratie. Sie lässt normale Menschen unfähig werden, die Wahrheit zu erkennen. Sie macht Kommunikation unmöglich." Worte, die zum Nachdenken bringen und nachhallen. Eine wichtige Serie, für die es sicher noch einige Themen für mögliche folgende Staffeln gibt.